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25.11.2016 16:06 Alter: 7 yrs
Kategorie: Soziale Verantwortung

Viel Widerstand gegen flexible Arbeitszeitgestaltung

Längst ist die Vollzeitstelle nicht mehr das Arbeitszeitmodell der Wahl und doch können andere Arbeitszeitoptionen, wie die Reduzierung oder Aufstockung der Arbeitsstunden, nur teilweise umgesetzt werden.


Beschäftigte sollten ihre Arbeitszeit je nach Lebensphase anpassen dürfen. Gesetze oder Tarifverträge gibt, die es erlauben, die Arbeitszeit an die jeweiligen Bedürfnisse anzupassen. Doch wenn Beschäftigte ihre Rechte durchsetzen wollen, stoßen sie oft auf Widerstände. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie von Christina Klenner vom Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Institut der Hans-Böckler-Stiftung (WSI) und Yvonne Lott.

Die Forscherinnen haben anhand von 121 Interviews untersucht, wie Arbeitszeitoptionen ? zum Beispiel Teilzeit, Elternzeit oder Freistellungen für Ehrenämter und Bildung ? in der Praxis genutzt werden. Befragt wurden Beschäftigte und Experten in zwei Industrieunternehmen, zwei Polizeibehörden und zwei Krankenhäusern. Dabei zeigten sich große Unterschiede nach Beruf, Geschlecht und Position.

Die wichtigsten Ergebnisse lassen sich so zusammenfassen:

  • Teilzeit wird fast ausschließlich von Frauen genutzt, am häufigsten in mittleren Positionen. Doch auch sie haben teilweise Schwierigkeiten, wenn sie ihre Arbeitszeit verkürzen wollen ? das gilt beispielweise für Ärztinnen, Polizistinnen oder Ingenieurinnen.
  • Viele Männer wünschen sich kürzere Arbeitszeiten, halten eine Reduzierung aber nicht für umsetzbar. Als Hindernisse wirken nicht nur die fehlende Akzeptanz von Vorgesetzen und im Kollegenkreis, sondern die oftmals rigide Arbeitsorganisation ebenso wie das Arbeitspensum, das schon bei Vollzeit durch Personalnot kaum zu bewältigen ist.
  • Elternzeit von Vätern ist weitgehend akzeptiert, sofern sie nur zwei Partnermonate beanspruchen. Häufig wird erwartet, dass sie den Zeitraum der Elternmonate nach betrieblichen Belangen ausrichten. Hochqualifizierten Beschäftigten fällt es am schwersten, Elternzeit zu nutzen. Dies betrifft nicht nur Männer, sondern auch Frauen.

Das Fazit der Wissenschaftlerinnen: Wie flexibel sich die Arbeitszeit einteilen lässt, hängt stark vom beruflichen und betrieblichen Umfeld ab. In typisch männlichen Berufen sowie in Führungspositionen falle es nach wie vor schwer, Arbeitszeitverkürzungen oder Erwerbsunterbrechungen durchzusetzen. Hier gelte noch das Ideal, dass Beschäftigte ? insbesondere Männer ? in Vollzeit arbeiten, wenn nötig Überstunden machen und dem Arbeitgeber nach Bedarf zu Verfügung stehen. Wer diese Normen verletzt muss nicht selten mit Stigmatisierung und Diskriminierung rechnen.

Eine wichtige Rolle spielt die Personalsituation: Ist die Zahl der Mitarbeiter so berechnet, dass keine Reserven eingeplant sind, führen Fehlzeiten schnell zur Überlastung der Belegschaft ? ein Problem vor allem bei der Polizei und in der Krankenpflege. Wenn Einzelne ihr Recht auf Arbeitszeitverkürzung nutzen, ziehen sie damit nicht selten den Unmut der Kollegen auf sich.

Viel hängt der Studie zufolge von den Vorgesetzten ab: Längst nicht alle sehen es als Führungsaufgabe an, Teilzeit zu ermöglichen und Vertretungen vorausschauend zu organisieren. Betriebsräte können zur Akzeptanz von Arbeitszeitoptionen beitragen, wenn sie etwa Arbeitszeitkonten konsequent kontrollieren, sich für die Einhaltung der Arbeitszeiten einsetzen und familienfreundliches Arbeiten zum Thema machen.