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02.12.2014 15:26 Alter: 9 yrs
Kategorie: 5-2014, Ökologische Verantwortung

Klimaschutz: IPCC-Bericht und schwindende Antarktis-Gletscher

In seinem 5. Sachstandsbericht hat der Weltklimarat (IPCC) seine Diagnosen zum Weltklima bekräftigt und stärkeres Engagement für den Klimaschutz angemahnt. Gleichzeitig machen Klimaforscher darauf aufmerksam, dass Teile des westantarktischen Eisschilds bereits stärker abschmelzen, als bisher prognostiziert.


Die internationale Wissenschaftlergemeinde des IPCC (International Panel On Climate Change) hat verschiedene Szenarien über zukünftige Treibhausgasemissionen entwickelt, die je nach sozio-ökonomischer Entwicklung und zukünftigen Klimapolitikmaßnahmen stark variieren - von strengem Klimaschutz bis zu ungebremsten Emissionen. Je nach dem, wie engagiert die Weltgemeinschaft sich für Klimaschutz einsetzt, könnte die mittlere globale Erdoberflächentemperatur bis zum Ende dieses Jahrhunderts wahrscheinlich um 0,9 bis 5,4°C gegenüber vorindustriellen Bedingungen ansteigen. Die Ozeane werden sich weiter erwärmen und versauern. Der mittlere globale Meeresspiegel wird im 21. Jahrhundert weiter ansteigen, sehr wahrscheinlich mit einer höheren Geschwindigkeit als die zwischen 1971 und 2010 beobachtete. Je nach Szenario wird der Anstieg wahrscheinlich im Bereich von 26 bis 82 cm gegenüber dem Ende des vorigen Jahrhunderts liegen. Der Meeresspiegelanstieg und viele andere Aspekte des Klimawandels und seiner Folgen werden über Jahrhunderte bestehen bleiben, selbst falls anthropogene Treibhausgasemissionen gestoppt werden.

Um Gegenzusteuern sind zusätzliche Maßnahmen zur Verringerung der Treibhausgasemissionen nötig. Wörtlich stellt der IPCC fest: ?Treibhausgasminderung, die über die heute bereits ergriffenen Maßnahmen hinausgehen, wird die Erwärmung bis zum Ende des 21. Jahrhunderts weltweit zu einem hohen bis sehr hohen Risiko durch schwere, weitverbreitete und irreversible Klimafolgen führen, selbst wenn Anpassungsmaßnahmen ergriffen werden?.

Weiteres Zögern ist unverantwortlich

In einer gemeinsame Pressemitteilung bewerten die Bundesministerinnen für Bildung und Forschung sowie für Umwelt den IPCC-Bericht als alarmierend und ermutigend zugleich?. Alarmierend seien die dramatischen Folgen des Klimawandels, an dessen Ursachen es keinen ernsthaften Zweifel mehr gibt. Ermutigend sei dagegen, dass die Werkzeuge bekannt seien, um die Erderwärmung auf zwei Grad zu begrenzen. Mit der Energiewende steuere Deutschland wichtige Technologien und Erfahrungen bei. Deutschland könne international eine wichtige Rolle spielen, ?wenn wir zeigen, dass Klimaschutz in einem Industrieland funktioniert. Deshalb ist es so wichtig, dass wir unser nationales Ziel erreichen, die Treibhausgasemissionen bis 2020 um 40 Prozent gegenüber 1990 zu mindern?, so Bundesumweltministerin Barbara Hendricks.
Die Staatengemeinschaft müsse alles daran setzen, 2015 in Paris ein ambitioniertes Klimaschutzabkommen zu verabschieden. Eine weitere Verzögerung wäre unverantwortlich.

Antarktiseisschilde am Kipppunkt

Dass der Klimaschutz keinen Aufschub zulässt, unterstreichen die jüngsten Ergebnisse der Antarktisforschung. Wie Stefan Rahmstorf, Wissenschaftler am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) in einem Beitrag für den Wissenschaftsblog Scilogs erläutert, gehen die Forscher davon aus, dass der Westantarktische Eisschild instabil geworden sei.

Drei riesige Kontinentaleisschilde gibt es derzeit auf der Erde: den Grönländischen, den Westantarktischen und den Ostantarktischen Eisschild. Es handelt sich um mehrere tausend Meter dicke Landeismassen, die die Schneefälle von hunderttausenden Jahren enthalten und zusammen genug Wasser binden, um damit den Meeresspiegel weltweit um 65 Meter zu erhöhen.

Wie Rahmstorf weiter darlegt, wurden in den 1970er Jahren von Glaziologen wie Hans Weertman, Robert Thomas und Terry Hughes eine fundamentale Instabilität von Eisschilden erkannt, die ?marine ice sheet instability?. Sie betrifft Eismassen, die auf Land unterhalb des Meeresspiegels liegen und ins Meer fließen und ?kalben?. Eine solche Eismasse hat eine Aufsetzlinie, ab der sie nicht mehr am Boden aufliegt sondern schwimmt. Den auf dem Meerwasser schwimmenden Teil nennt man Eisschelf. Schrumpft die Eismasse im Zuge eines Klimawandels, zieht sich die Aufsetzlinie landwärts zurück. Der Knackpunkt: Fällt der Boden unter der Aufsetzlinie landeinwärts ab, wird der Eisrückzug instabil. Nichts verhindert dann ein immer rascheres Abfließen des Eises ins Meer, denn je tiefer die Aufsetzlinie ist, desto weniger wird das Eis durch Reibung am Untergrund gebremst.

Diese Bedingungen treffen auf den Westantarktischen Eisschild zu ? und ein Verlust dieses Eisschildes würde alleine den globalen Meeresspiegel um mehr als drei Meter anheben.