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26.09.2014 16:07 Alter: 10 yrs
Kategorie: 4-2014

Grüne Lügen

Hier haben Lügen lange Beine, teilweise sogar sehr lange und schwere, ressourcenschwere. Zumindest die ?grünen? Lügen, mit denen sich Professor Friedrich Schmidt-Bleek in seinem neuen gleichbetitelten Buch auseinandersetzt.


Der ehemalige Vizepräsident des Wuppertal-Instituts und ?Erfinder? des ?ökologischen Rucksacks? geht hart ins Gericht mit der aktuellen Umweltpolitik und der sie beherrschenden Energiewende. Er hält deren Orientierung an der Verringerung des Kohlendioxidausstosses für einen Irrweg. ?Die Energiewende trägt nicht zur Entschärfung von Umweltproblemen bei, weil sie anstelle von Ursachen nur Symptome bekämpft?, so seine Kritik. Eine zukunftsfähige Umweltpolitik muss nach seiner Auffassung grundsätzlicher ansetzen, am viel zu hohen Verbrauch natürlicher Ressourcen. An verschiedenen Beispielen erläutert er die Zusammenhänge, angefangen bei der sich abzeichnenden Knappheit eines Rohstoffs, den die meisten Menschen wohl für unbegrenzt verfügbar halten, nämlich Sand, über die Wasserverschmutzung bis hin zur Begrenztheit von Metallen, die aus so genannten Seltenen Erden gewonnen und beispielsweise für Elektromotoren benötigt werden. Das Elektroauto als Teillösung im Rahmen der Energiewende zu fördern, lehnt Schmidt-Bleek ab. 80 Prozent der Umweltbelastung des Benziners oder Dieselfahrzeugs entstammen schon aus seiner Herstellung und der dazugehörigen Infrastruktur. Auch ein E-Mobil benötigt Straßen und Parkplätze. Ersetzt man lediglich den Benzin- oder Dieselantrieb durch einen elektrischen werden die Verbesserungen beim Abgasausstoß leicht durch zusätzlichen Materialverbrauch und die damit verbundenen Umweltbelastungen wieder wettgemacht oder gar noch übertroffen.

Statt der zu kurz greifenden Energiewende ist die Ressourcenwende gefordert, wenn die Klima- und Umweltprobleme tatsächlich angegangen werden sollen. Diese erhebt, so Schmidt-Bleek, den Anspruch, ?sowohl wirkungsvoll, als auch marktkonform und kostengünstig zu sein?. Um sie zu realisieren müssen Produkte und Dienstleistungen einer ?ehrlichen Umweltbilanz? unterzogen und die Verbesserungen in Form einer Dematerialisierung um den Faktor 10 vorgenommen werden.

Das Konzept dazu, das mit dem Kürzel MIPS (Material-Input pro Serviceeinheit) zumindest Fachleuten seit Jahren bekannt ist, erläutert Schmidt-Bleek erneut in dem aktuellen Buch ? wie gewohnt leicht verständlich geschrieben.

Friedrich Schmidt-Bleek: Grüne Lügen. Nichts für die Umwelt, alles für?s Geschäft ? wie Politik und Wirtschaft die Welt zugrunde richten. Ludwig-Verlag 2014, 302 Seiten, Euro