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12.06.2012 10:49 Alter: 12 yrs
Kategorie: Soziale Verantwortung, Juni2012

Normen für Soziales: EMAS als Super-ISO

Wie können Normen Nachhaltigkeit unterstützen? Auf dem Fachforum "Nachhaltig Wirtschaften" im Rahmen der Woche der Umwelt diskutierten darüber Betriebspraktiker, Berater und Politikvertreter. Interessant: Die ISO 26000 wird zwar als hilfreich empfunden, aber weil ihr die Struktur des Managemensystems fehle, könnten mit ihr auch keine Verbesserungen erreicht werden. EMAS als quasi "Super-ISO" sei da weiter.


Wie können Normen nachhaltiges Wirtschaften unterstützen? Darüber diskutierten im Rahmen des Fachforums ?Nachhaltig Wirtschaften? am 5. Juni zahlreiche Experten aus der unternehmerischen Praxis und aus den normensetzenden Behörden.

Vom sozialen Leitfaden zur Umsetzung

Als Einstieg in die Diskussion wählte Moderatorin Andrea Schröder vom Deutschen Institut für Normung die im November 2010 herausgegebene ISO 26000, der Leitfaden zur gesellschaftlichen Verantwortung von Organisationen. Darin sind Menschenrechte, Arbeitspraktiken, faire Betriebs- und Geschäftspraktiken, Umweltschutz, Konsumentenanliegen sowie Einbindung und Entwicklung des gesellschaftlichen Umfelds der Organisation festgeschrieben.

EMAS-Praktiker Dr. Schemmer von Bombardier Transportation lobte die ISO 26000 als zunächst hilfreich für Unternehmen, die nachhaltig wirtschaften wollen. Sie biete einen Überblick über die relevanten Themen, allerdings fehle ihr die Struktur eines Managementsystems, so dass mit ihr allein keine systematischen Verbesserungen erreicht werden könnten. Dagegen würden EMAS-Teilnehmer mit ihrem Managementsystem die notwendigen Strukturen und Handlungsgrundsätze etablieren, mit denen sich die nur unverbindlichen Empfehlungen und Anregungen der ISO 26000 konkret in die Praxis umsetzen ließen, erklärt Dr. Schemmer.

Politisch etabliert, praktisch unkonkret

Als Vertreterin des BMU stellte Annette Schmidt-Räntsch die Bedeutung der ISO 26000 auf politischer Ebene heraus. Weil mittlerweile fast 40 Staaten die ISO 26000 angenommen haben und fast 20 Staaten dieses planen, habe der Leitfaden eine gesellschaftspolitische Relevanz bekommen, müsse aber auch in die Praxis umgesetzt werden. Inzwischen würden auch Zertifizierungen nach der ISO 26000 stattfinden, obwohl sie ausdrücklich nicht als Norm zur Zertifizierung beschlossen worden ist.

Dr. Schemmer spannte den Bogen weiter zur Umweltmanagementnorm ISO 14001, die Bestandteil der EMAS-Verordnung ist und damit automatisch von den EMAS-Organisationen eingehalten wird. Im Vergleich zur ISO 14001 stellt EMAS höhere Anforderungen im Bezug auf die Einhaltung der Rechtsvorschriften, der Einbindung der Beschäftigten und einer glaubwürdigen Umweltberichterstattung. Außerdem gibt die europäische Verordnung auch das Umweltbetriebsprüfungsverfahren (Audit) vor, was von der Norm nur ansatzweise abgedeckt wird. ?Im Vergleich zu den privatwirtschaftlichen ISO-Normen im Bereich Umweltmanagement ist EMAS quasi eine Super-ISO, da sie weite Teile von diesen abdeckt?, so Dr. Schemmer. Dazu gehöre auch der Umweltteil der ISO 26000 und die Energiemanagementnorm ISO 50001.

Verbände sollen helfen

Bei der Frage nach der Anwendbarkeit von Normen für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) überwog die Meinung, dass KMU durchaus in der Lage sind, Normen zu integrieren und die Anwendung nicht nur eine Domäne für große Unternehmen sei. Immerhin haben von den fast 1.250 EMAS-Organisationen in Deutschland über zwei Drittel weniger als 250 Beschäftigte. Wünschenswert für eine stärkere Etablierung sei externe Unterstützung, z. B. von Seiten der Wirtschaftsverbände.

EMAS-Experten wählen Kennzahlensysteme

Auf die Frage, wie denn die Meinung der Expertinnen und Experten auf dem Podium zu den Kriterien des Global Reporting Initiative (GRI) und deren externer Überprüfung wäre, antwortete Dr. Schemmer, dass es für Unternehmen sinnvoll ist, Kennzahlen zu entwickeln und zu erstellen, um sich Ziele zu setzen und zu erreichen. Da es ein ganzes Set an Kennzahlen gibt, müssen Unternehmen entscheiden, welche für sie relevant sind. Hierbei unterstützen EMAS-Umweltgutachterinnen und -Umweltgutachter mit ihrer Fachkenntnis die Unternehmen. Sie kennen sich in der Branche aus, können beurteilen, welche Handlungsbereiche wirklich relevant sind und wissen, welche Zahlen die gesetzten Ziele darstellen können. Damit seien sie für die inhaltliche Prüfung eines Umwelt- bzw. Nachhaltigkeitsberichts kompetenter als Wirtschaftsprüfer.

Fazit: Soziales besser mit EMAS

Fazit der zentralen Frage, wie Normen nachhaltiges Wirtschaften unterstützen können, war, dass es darauf ankomme, bewährte und neue Normen richtig und glaubwürdig anzuwenden. Der Leitfaden der ISO 26000 fasse die relevanten Nachhaltigkeitsthemen zwar gut zusammen, als bewährte Instrumente zur Umsetzung im Sinne eines Managementsystems für die Nachhaltigkeitssäule ?Umweltschutz? seien jedoch die Normen der ISO 14000-Reihe, insbesondere aber EMAS zu empfehlen.

 

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