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21.06.2011 19:23 Alter: 13 yrs
Kategorie: Verantwortliche Unternehmensführung, September2011

Nachhaltige Unternehmensführung: Vom Wunsch zur Wirklichkeit

Mit neuen Rahmenbedingungen für die nachhaltige Unternehmensführung und deren praktische Verwirklichung in Unternehmen haben sich die Teilnehmer des future-Dialogs am 17. Juni 2011 eingehend auseinandergesetzt.


Die Veranstaltung fand auf Einladung des Kabelherstellers und future-Mitglieds Muckenhaupt & Nusselt in Wuppertal statt. Eingangs beschäftigte sich die Gesprächsrunde mit der seit einigen Monaten veröffentlichten neuen ISO-Norm 26000, die Unternehmen einen internationalen Leitfaden an die Hand gibt, wenn sie ihr Management explizit mit der Übernahme gesellschaftlicher Verantwortung verbinden. Future-Vorstand Sabine Braun gab einen Überblick über die Entstehungsgeschichte und wichtigsten Inhalte der Norm. Daneben hat der Rat für Nachhaltige Entwicklung den ?Deutschen Nachhaltigkeitskodex? als Entwurf einer Selbstverpflichtung für deutsche Unternehmen zur Diskussion gestellt, den future-Geschäftsführer Dr. Udo Westermann erläuterte. Beide Regelwerke können grundsätzlich auch von kleinen und mittel­ständischen Unternehmen aufgegriffen werden.

Im Mittelpunkt der Diskussionsrunde stand die praktische Verwirklichung des Nachhaltigkeitsgedankens in den Unternehmen. Dazu präsentierten drei future-Mitglieder ihre Ansätze und diskutierten sie in der anschließenden moderierten Diskussion mit den Teilnehmern:

  • Führungskräfte schulen durch Wesentlichkeitsanalyse (Karl-Heinz Kenkel, Bremer Straßenbahn),
  • Der Nachhaltigkeitsbericht als Motor zur Umsetzung der Nachhaltigkeitsstrategie (Ruth Fislage, apetito),
  • Innovation und strategische Netzwerke als Befähiger (Christian Lehmann, Muckenhaupt & Nusselt).

 

Drei zentrale Erkenntnisse

Alle Beiträge machten deutlich, dass der wirtschaftliche Nutzen von Nachhaltigkeit bzw. dessen Beitrag zur Erreichung der Unternehmensziele nicht mehr in Frage steht, sondern im Alltagsgeschäft realisiert wird. Dies fördert eine ernsthafte Befassung mit dem Thema jenseits der reinen Imageaspekte.

Besonders deutlich wurde in der Diskussion, wie wichtig die Glaubwürdigkeit des Engagements ist. ?Glaubwürdigkeit in Sachen Nachhaltigkeit gilt als zentraler Erfolgsfaktor - intern und extern?, fasst Sabine Braun dieses Ergebnis des future-Dialogs zusammen. Dies erfordere bei Bedarf aber auch Maßnahmen, die auf den ersten Blick unbequem sind und sich jenseits der ?Komfortzone? von Nachhaltigkeit befinden.

Darüber hinaus zeigte die Diskussion, dass offensichtlich ?die Intelligenz der Organisationen? zugenommen habe. Das erfordere neue Antworten und ermögliche diese zugleich. ?In den Unternehmen hat sich eine kritisch-konstruktive Mitarbeiterschaft herausgebildet, die zu einem wichtigen Treiber für Nachhaltigkeit und die gemeinsame Umsetzung mit der Unternehmensführung geworden ist?, so Sabine Braun.

 

Ergebnisse der Diskussion im Detail

Anstöße und Auslöser: Unternehmen wollen kommunikationsfähig sein und dafür eine klare Aussage erarbeiten. Auslöser ist der Markt, die Bedürfnisse und der Druck von Kunden. Dieser zwingt auch Unternehmensleitungen, die dem Thema gegenüber nicht so aufgeschlossen sind, sich damit zu beschäftigen. Oft ist aber auch nur ein Impuls nötig, um das zu tun, was man eigentlich vorhatte. Hier sind externe Projekte, die Beteiligung an Netzwerken, sehr hilfreich. Finanzielle Förderung ist eher unwichtig. Ein wichtiger Auslöser und Treiber ist die Veränderung in der Mitarbeiterschaft: Die Mitarbeiter sind heute besser ausgebildet und damit kritisch-konstruktiver geworden. Das heißt, sie hinterfragen mehr und glauben nicht mehr alles, was vorgegeben wird.

Wirkung und Lerneffekte: CSR/Nachhaltigkeit wird vielfach schon umgesetzt, aber die Bündelung ist ein entscheidender Schritt. Das Mitmachen / Mitgestalten der Mitarbeiter führt zu einem hohen Lerneffekt bei diesen sowie in der Organisation und ist ein Beitrag zur Transparenz: Jeder weiß, was er zu Nachhaltigkeit beiträgt bzw. beitragen kann. Allerdings werden die Entscheidungen auf den unterschiedlichen Unternehmensebenen durch das Thema Nachhaltigkeit komplizierter (z.B. im Einkauf, der sich an mehr Regeln ausrichten und abwägen muss).  Unternehmensleitungen erkennen jedoch zunehmend, dass mehrdimensionale Entscheidungen wichtig sind und dies auf die Mitarbeiter herunterzubrechen ist. KPIs können dabei allerdings kontraproduktiv sein, weil sie die Realität nicht abbilden. Klare Ziele sind dagegen sehr wichtig.

Erfolgsfaktoren und Hindernisse: Entscheidend für die interne Motivation und die externe Wirkung ist die Glaubwürdigkeit der Führung. Der Konsens bei der Unternehmensleitung, Nachhaltigkeit zu wollen, ist wichtig, damit die Mitarbeiter wissen, sie haben den Rücken frei und das, was sie tun, wird nicht als lästig angesehen. Dazu gehört, Freiräume zu schaffen für das Engagement sowie Verantwortung zuzumessen, zu sagen: Dafür bist Du verantwortlich (jenseits organisatorischer Abläufe). Das heißt, Überzeugung zu leben und nicht nur zu tun, was man ohnehin tut und dies dann als nachhaltig zu bezeichnen. Es muss Bedeutung haben. Dann vermittelt das Nachhaltigkeitsengagement den Mitarbeitern auch Wertschätzung und Stolz. Ein Hindernis ist die Komplexität. Schließlich ist alles irgendwie nachhaltig. Hier hilft es, sozusagen kleine Päckchen zu schnüren und diese ?abzuarbeiten?, wobei allerdings immer kommuniziert werden muss, dass es mit Nachhaltigkeit zu tun hat.

Was braucht es, um noch weiter zu kommen? Ein Mindestmaß an Struktur, beispielsweise die Einrichtung eines kleinen Gremiums, das auch immer wieder motivierend auf die Unternehmensleitung wirkt. Ebenso Leuchtturmprojekte, die das Thema sichtbar machen. Wenig hilfreich sind externe Rahmensetzungen und Verpflichtungen: Wenn etwas von außen kommt, wird es in der Regel mit möglichst wenig Aufwand umgesetzt. Preise, Lob und Auszeichnungen helfen dagegen sehr. Aber Nachhaltigkeit bedeutet auch, dass es mal ?weh tut?, beispielsweise indem ein Produkt oder ein Lieferant in Frage gestellt wird, weil nicht mit Nachhaltigkeit vereinbar. Erst dann ist das Bekenntnis auch glaubwürdig. Damit Nachhaltigkeit im Unternehmen zu einem ?selbsttragenden System? wird, muss der Nutzen sichtbar sein. Einen ?Beitrag zu einer weltweit nachhaltigen Entwicklung? zu leisten, reicht nicht.   

 

Downloads

Präsentation zu ISO 26000

Präsentation zum Deutschen Nachhaltigkeitskodex 

Kurzvortrag Karl-Heinz Kenkel, Bremer Straßenbahn

Kurzvortrag Ruth Fislage, apetito

Kurzvortrag Christian Lehmann, Muckenhaupt & Nusselt