Corona muss kein Knock-out für Nachhaltigkeit sein!

Standpunkt von Winfried Eismann, 12. Mai 2020

Noch vor wenigen Monaten war alles eindeutig. Zwei heiße und trockene Sommer hatten die Mehrheit der Menschen überzeugt, dass eine Veränderung unseres Handelns notwendig ist. Maßnahmen zur Begrenzung der Folgen des Klimawandels fanden eine breite Mehrheit und wurden selbst von der Wirtschaft und von der CSU unterstützt. Das Coronavirus hat diese Stimmungslage kräftig durcheinandergewirbelt. Nach der zweimonatigen drastischen Einschränkung unseres gewohnten Alltags herrscht heute eine Mischung aus fortdauernder Furcht vor der Unbeherrschbarkeit der Situation und der Sehnsucht nach Rückkehr zur Normalität. Das Bekenntnis zu mehr Nachhaltigkeit blieb zunächst auf der Strecke.

Die vorübergehenden und teilweise noch andauernden Beschränkungen unseres Alltags fanden zunächst eine hohe Akzeptanz und Unterstützung in unserer Gesellschaft. Gleichzeitig führten sie zu massiven Einbußen in vielen Wirtschaftsbereichen. Die Folgen werden trotz großzügiger und schneller Staatshilfe vermehrte Insolvenzen und höhere Arbeitslosigkeit sein. Da wir hier von einer weltweiten Krise sprechen, wird Deutschland als Exportnation auch mittelfristig stark betroffen sein. Das Verbrauchervertrauen und die Erwartungen der Wirtschaft sind entsprechend stark gesunken.

Die Begleitmusik einer Krise ist immer ein vielstimmiger Kanon von Meinungsträgern, die aus der aktuellen Situation Kapital schlagen möchten. Die Bandbreite geht von Verschwörungstheoretikern verschiedenster Art über falsch verstandene Freiheitsapostel bis zu jenen, die einen politischen und wirtschaftlichen Neustart unter komplett neuen Bedingungen fordern. Weg mit allen alten Technologien, Klimaschutz und Nachhaltigkeit sofort ? auch das ist eine oft gehörte Forderung.

Was brauchen wir als Menschen in Zukunft, was können Politik und Wirtschaft kurzfristig leisten, um unseren Zielen näherzukommen? Zunächst haben viele Menschen die neue Erfahrung gemacht, dass sie immer mehr Konsum in immer schnelleren Intervallen für ihre Glückseligkeit nicht wirklich brauchen. Nähe und Mitmenschlichkeit verbunden mit einer nachhaltigeren Lebensweise ist für viele attraktiver geworden. Für die Wirtschaft heißt das: weniger Konsum und weniger Umsatz. Das heißt auch, dass wir Abschied nehmen müssen von dem Modell des stetigen Wachstums, das bisher unser Handeln bestimmte.

Gleichzeitig müssen wir unsere Wirtschaft aber so schnell wie möglich wieder in Gang bringen, um weitergehende negative Folgen zu begrenzen. Das wird schwer genug, sind doch so viele Lieferketten unterbrochen worden, dass zuerst alle Kraft der Wiederherstellung der Normalität gewidmet werden muss. Ein Neustart der Industrie nach ganz anderen Spielregeln ist schlicht unrealistisch. Aber die Politik muss den wohlfeilen Forderungen der Lobbyisten widerstehen und darf keine falsche Anreize wie Kaufprämien für Standardautomobile setzen. Das Wiederanlaufen unserer Wirtschaft sollte so wenig wie möglich behindert, Initiativen nicht durch eine unbewegliche Administration verhindert, und Anreize so gesetzt werden, dass sie uns als Menschheit und Gesellschaft voranbringen.

Konkret sind folgende Schwerpunkte des Handelns zu benennen:

·       Weitergehende Förderung von Technologien zur Energieeinsparung

·       Ausweitung der erneuerbaren Energieerzeugung

·       Speichermöglichkeiten für klimaneutral erzeugten Strom

·       Intensive Förderung der elektronischen Kommunikationsmöglichkeiten

·       Damit verbunden die Ausweitung von Homeoffice und e-Learning

·       Belohnung von Erreichtem, nicht von Absichtserklärungen.

·       Förderung von nachhaltigem Konsum, weg von Wegwerfprodukten

·       Lokale bzw. nationale Abfallverwertung ohne Export

·       Beenden von ausbeuterischen Arbeitsverhältnissen

·       Beenden von Exporten, die zur Vernichtung lokaler Strukturen in Entwicklungsländern beitragen

Zu vermitteln sind diese Veränderungen nur, wenn die Menschen in unserem Land einen Vorteil darin sehen und ihr Verhalten entsprechend umstellen. Die Anreize dafür können materiell und immateriell (unsere Werte) sein. Aber sie müssen deutlich sichtbar, als Ziele für unsere Gesellschaft klar formuliert und nachvollziehbar sein. Gleichzeitig sollten wir die Internationalität unseres Handelns und Wirtschaftens nicht zurückdrehen. Unsere Politiker müssen deshalb alle Kraft dafür aufwenden, gemeinsame Ziele international zu verankern und zu vereinbaren. Dann kann ein rascher Wandel in die richtige Richtung gelingen.

Digitale CSR Workshops

Vierzehn mittelständische Unternehmen aus dem Münsterland sind auf dem Weg von der CSR Analyse zum CSR Report. Die Unternehmen durchlaufen aktuell eine durch das CSR Kompetenzzentrum Münsterland begleitete Workshopreihe. Zielsetzung ist es, konkrete betriebsindividuelle Handlungsansätze zu identifizieren und umzusetzen.

Aufgrund der Corona Begrenzungen können die Workshops derzeit nicht als Präsenz-Workshops durchgeführt werden und wurden jetzt auf ein Videokonferenzformat umgestellt. Ein erstes digitales Seminar hat am 9. April stattgefunden, weitere folgen nun im 14 tägigen Rhythmus.

Alle vierzehn Unternehmen haben in den letzten fünf Monaten ihre wesentlichen CSR Themen in einem Selbstbewertungsprozess analysiert und Handlungsansätze entwickelt. Jetzt geht es an die Umsetzung dieser Maßnahmen und die Verankerung in den operativen Strukturen. Schwerpunktthema der ersten Videokonferenz war die Erstellung eines CSR Kurzberichts, eines der Ergebnisziele des einjährigen CSR-Prozesses. Diskutiert wurden die Inhalte, die Formate und die Anforderungen an die Glaubwürdigkeit einer CSR Kommunikation. Das nächste Videoseminar befasst sich mit der Entwicklung eines CSR Leitbildes.

Ranking der Nachhaltigkeitsberichten 2018

Das zehnte Ranking der Nachhaltigkeitsberichte von IÖW und future ist abgeschlossen, die Ergebnisse wurden auf einer Konferenz am 21. Februar 2019 in Berlin mit dem Bundesministerium für Arbeit und Soziales vorgestellt. Zum ersten Mal wurden auch die Berichte der seit 2018 per Gesetz CSR-berichtspflichtigen Unternehmen bewertet. Mehr dazu in den News.

Nachruf auf einen Visionär

28. November 2018

Als Klaus Günther 1986 den Förderkreis Umwelt future e.V. gründete, war umwelt­orientiertes Wirtschaften für die meisten noch ein Fremdwort. Den jungen Unternehmer trug der Wunsch, Verantwortung zu übernehmen, und die Zuversicht, dass Wirtschaft mit geeigneten Instrumenten vernünftig und damit zum Wohle der Umwelt und damit auch der Menschen handeln würde. Zusammen mit dem Institut für ökologische Wirtschaftsforschung, insbesondere Prof. Dr. Reinhard Pfriem, haben Klaus Günther und die von ihm mit Begeisterung geworbenen Mitglieder aus dem Mittelstand, neue Methoden erprobt und bekannt gemacht. Was wir heute kennen und wie selbstverständlich nutzen, wie beispielsweise Ökobilanzierung, Umweltcontrolling, Nachhaltigkeitsbericht­erstattung, hat seine Wurzeln in diesen Anfängen Ende der 1980er Jahre.
1995 wurde Klaus Günther zusammen mit Georg Winter für die Begründung umwelt­orientierter Unternehmensführung von der Deutschen Bundesstiftung mit dem Deutschen Umweltpreis ausgezeichnet. Sie waren mit Vorbild im eigenen Unternehmen vorangegangen und hatten das, was sie inspirierte, mit anderen geteilt und verbreitet. Wir erinnern uns gut, mit wieviel Neugier und Begeisterung Klaus Günther Ideen entwickeln und weitertragen konnte. Er war immer überzeugt, dass ökologisch orientierte Unternehmen die "Zukunft gewinnen" werden ­- so der Titel eines von ihm für die Arbeitsgemeinschaft Selbständiger Unternehmer herausgegebenen Buches.
Vieles, was Klaus Günther angestrebt hat, konnte er, der ein bekennender Optimist war, erleben und sich dadurch bestätigt fühlen. So dürfte ihn die aktuelle Diskussion um eine CO2-Steuer mit Befriedigung erfüllt haben, hatte er Ähnliches doch schon Ende der 1980er Jahre gefordert. Auch die Digitalisierung schreckte ihn nicht, vielmehr sah er auch hier die Chancen für den Umweltschutz. Dass er nun im Alter von 70 Jahren allzu früh verstarb, erfüllt uns mit Trauer. Wir werden unserem Gründer Klaus Günther ein ehrendes Andenken bewahren.
Der Vorstand von future e.V. - Verantwortung unternehmen

Klaus Günther


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06. October 2003

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Mit der Entwicklung eines neuen Instruments für das Nachhaltigkeitsmanagement auf Prozessebene hat das be.st-Projekt bereits die vierte von sieben Projektphasen erreicht. In den beteiligten Unternehmen wurden zunächst eine...[mehr]

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Initialer Nachhaltigkeitscheck online

Innerhalb eines Monats war es geschafft: Das Portal ?kompaktnet.de?, die Plattform für die zukunftsfähige Ernährungswirtschaft konnte pünktlich zum ersten August ihren Betrieb aufnehmen. Das Besondere daran: Das...[mehr]

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01. July 2003

Umweltbeauftragter des Jahres 2002

Andreas Müller, der Umweltbeauftragte von Toshiba Europe GmbH, ist futures neuer ?Umweltbeauftragter des Jahres?. Bereits Ende 2002 hatte ihn der Vorstand auserwählt, doch mangels passender Gelegenheit konnte ihm erst jetzt...[mehr]


01. July 2003

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MODUL steht für ?Meisterteam organisiert den Umweltschutz langfristig? und ist das Umweltschutzprojekt des Meisterteams (UundU 4/01). Mehr als 700 Schreinereien vereint das Meisterteam. Seit Mitte 2000 entwickeln...[mehr]

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