future-Newsletter Juli 2012

06.06.2012

Kunden wollen sozial verantwortliche Banken

Gesellschaftliche Werte wie ökologisch und sozial verantwortliches Handeln, Transparenz und Glaubwürdigkeit gewinnen an Bedeutung. 63 Prozent der Bevölkerung sind bereit auf Zinsen zu verzichten, wenn ihre Bank die angelegten Gelder nach sozial-ökologischen Kriterien investiert.

Das ist das Potenzial für das so genannte Social Banking, das bisher in Deutschland nur vier Banken explizit praktizieren. Festgestellt hat es eine Marktstudie zum Social Banking der Bonner Alanus Hochschule und der auf die Finanzbranche spezialisierten Unternehmensberatung zeb/ und puls Marktforschung.

Bei der Bereitschaft zum Social Banking gibt es auch Geschlechterunterschiede. Demnach ist Frauen die soziale und ökologische Verantwortung besonders viel wert: Mehr als jede fünfte Frau würde sogar auf die Hälfte der Zinsen und mehr verzichten, bei den Männern sind es nur 15 Prozent.

Kunden wollen mitbestimmen

Weiter entscheidend für Bankkunden: die Mitbestimmung. Bereits jeder dritte Befragte wäre bereit, auf einen oder mehr Prozentpunkte bei einer Ausgangsverzinsung von drei Prozent zu verzichten, wenn seine Bank die Gelder in soziale und ökologische Projekte investiert. Eine Mitbestimmung bei der Auswahl dieser Projekte macht sogar für jeden Zweiten den Zinsverzicht attraktiv. Die Bereitschaft zum Zinsverzicht ist bei Kunden sozialer Banken deutlich höher ausgeprägt als bei Kunden konventioneller Banken: 95 Prozent der Social-Banking-Kunden nehmen einen Zinsverzicht in Kauf, wenn ihre Bank nach sozial-ökologischen Gesichtspunkten investiert.

Nach der Anfang Mai abgeschlossenen Studie gehören sozial-ökologisch ausgerichtete Bankinstitute zu den am stärksten wachsenden Bankengruppen der Branche. Ihr Anteil am gesamten deutschen Privatkundenmarkt ist mit 0,2 Prozent jedoch nach wie vor sehr gering. Die Hinderungsgründe für den Bankenwechsel sind laut Befragung offenbar vor allem die geringe Bekanntheit der Social-Banking-Angebote: 72 Prozent der Bevölkerung haben noch nicht von sozial-ökologischen Banken gehört.

Ein Wachstumsmarkt

Die Zielgruppe in Deutschland für nachhaltige Banken ist groß: 16 Millionen Privatkunden sind Social-Banking-affin. Die Marktforscher unterscheiden zwei Gruppen: Die ?Sozial-Ökologischen? und die ?Nachhaltigkeitsorientierten?. Die ?Sozial-Ökologischen? mit 3 Millionen Mitgliedern haben ein ausgeprägtes soziales und ökologisches Gewissen und legen Wert auf Transparenz, Nachhaltigkeit und Fairness. Die 13,2 Millionen der ?Nachhaltigkeitsorientierten? haben ein etwas moderateres aber immer noch deutlich ausgeprägtes Bewusstsein für soziale Verantwortung und Nachhaltigkeit, sind hochgebildet und verfügen über ein deutlich überdurchschnittliches Einkommen.

Für die Studie wurden bevölkerungsrepräsentativ 1.010 Verbraucher ab 16 Jahren sowie 3.199 Kunden der sozial-ökologisch ausgerichteten EthikBank, GLS Bank und Triodos Bank Deutschland befragt. Eine Zusammenfassung mit den zentralen Ergebnissen ist online unter www.alnanus.edu/bankstudie abrufbar.