future-Newsletter Mai 2012

21.03.2012

Innere Kündigung: Ein Viertel ist nicht mehr dabei

Die Gallup-Studie 2011 zum Engagement am Arbeitsplatz kommt mit einem erschreckenden Ergebnis: Jeder vierte Beschäftigte hat innerlich gekündigt. Entscheidend für mehr als den Dienst nach Vorschrift sind nicht Gehalt oder Druck entscheidend, sondern Emotion und Beteiligung.

Druck und das Plädoyer der Führungskräfte für Notwendigkeiten führen nicht zu mehr Engagement und Produktivität, sondern eher zum Gegenteil. Die interesselose, unmotivierte und unengagierte Arbeit, die so genannten innere Kündigung wird offenbar zur Regel. Fast ein Viertel der Beschäftigten sollen sich bereits in diesem Zustand befinden, mehr als je zuvor.

Schuld daran sind die Führungskräfte in Unternehmen, sagt Marco Nink, Berater bei Gallup. ?Sie sind es, die in der Verantwortung stehen, da sie das Arbeitsumfeld durch ihr Führungsverhalten prägen.?

Unmotivierte Mehrheit

Dienst nach Vorschrift, das trifft heute für die Mehrheit der Mitarbeiter zu. Laut Gallup spulen 63 Prozent lediglich das Pflichtprogramm ab. Nur 14 Prozent der Angestellten fühlen sich emotional so an ihren Arbeitgeber gebunden, dass sie sich mit den Unternehmenszielen identifizieren. Dann engagieren sie sich mehr als im Pflichtteil verlangt.

Nichts für die Nachhaltigkeit

Für die nachhaltige Entwicklung in Unternehmen sind das schlechte Nachrichten. Bei einem derart desolaten Ergebnis muss das Engagement für Nachhaltigkeit, für Innovationen und kontinuierliche Verbesserung auf der Strecke bleiben. Kommen die Kosten für ein derartiges Desinteresse hinzu: Auf 3,5 Fehltage mehr bringen es die Beschäftigten ohne emotionale Bindung gegenüber ihren gebundenen Kollegen. Sie machen hochgerechnet schon Kosten von 10.5 Milliarden pro Jahr für die Unternehmen aus. Volkswirtschaftlich summiert sich die mangelnde Motivation auf 123 Milliarden Euro.

Keine Ideen sind teuer

Zu vermuten ist, dass der gesamtwirtschaftliche und gesellschaftliche Schaden für nicht-entstandene bessere Produkte, bessere Prozesse, engagierterer Umwelt- und Klimaschutz beim mehr als Zehnfachen dieser hundert Milliarden Verluste liegt.

Top Down

Die Verursacher der Bindungskrise sitzen an der Spitze der Pyramide. Gallup-Experte Nink bringt es auf den Punkt: ?Die Ursachen für den relativ geringen Anteil emotional hoch gebundener Mitarbeiter in Deutschland sind hausgemacht und gehen auf Defizite in der Personalführung zurück."

Ohne Anerkennung

Lob und Anerkennung, Respekt und Würde, Konstruktives Feedback statt purer Kritik, das fehlt den Deutschen bei der Arbeit: Die ?ungebundenen? Mitarbeiter vermissen sie zu 96 Prozent, ?gebundene? die Motivitationstreiber zu fast 80 Prozent.

Kein Interesse

Düster sieht es auch beim ?menschlichen Interesse? aus: Fast alle ?Ungebundenen? sprechen davon, dass sich im Unternehmen niemand für sie ?als Mensch? interessiere, niemand die persönliche Entwicklung fördere oder dass ihre Meinungen und Ansichten Gewicht hätten. Das Verhältnis bei den Gebundenen ist genau umgekehrt.

Gegen die Krise

?In jedem Unternehmen lassen sich mit geeigneten Maßnahmen Verbesserungen erzielen?, empfiehlt Marco Nink. ?Unternehmen müssen dem Führungsverhalten mehr Bedeutung beimessen. Der Erfolgsfaktor Mitarbeiter wird zu oft übersehen.?

Für die diesjährige Studie wurden 1323 zufällig ausgewählte Arbeitnehmer über 18 Jahren von Oktober bis Dezember 2011 telefonisch interviewt, die seit 2001 jährlich erstellte Studie gilt als repräsentativ für die deutschen Arbeitnehmer.

 

Info: eu.gallup.com/Berlin/118645/Gallup-Engagement-Index.aspx