future-Newsletter Mai 2012

15.03.2012

Süddeutsches Einrichtungshaus mit Nachhaltigkeitsbericht

Ein süddeutsches Möbelhaus berichtet erstmals nachhaltig. Der erste Nachhaltigkeitsbericht eines spezialisierten, regionalen Einrichtungshauses ist bereits der zweite in der bisher zurückhaltenden Möbelbranche.

Ökologische Möbelhersteller gibt es einige, meist sind sie überregional aktiv bzw. vertreiben bundesweit. Auch ökologische Einrichtungshäuser finden sich zahlreiche, die sich auf umweltfreundliche Produkte für Wohn- und Schlafzimmer, Küche und Bad oder Büro spezialisiert haben. Aber Möbelhäuser, die sich der Nachhaltigkeit verschreiben und darüber auch noch berichten?

Pionier im Süden

Neben dem Möbelhaus Genske in Köln stellt nun das Möbelhaus Kohler im allgäuischen Erolzheim als eines der ersten Möbelhäuser seinen ersten Nachhaltigkeitsbericht vor. Kohler bezeichnet sich selbst als "eines der größten Naturholzmöbelhäuser Süddeutschlands" und scheint Vorreiter in Sachen Nachhaltigkeit zu sein. So wurden die Erolzheimer von ÖkoControl, der Gesellschaft für Qualitätsstandards ökologischer Einrichtungshäuser, bereits mit fünf Sternen als Premiumpartner ausgezeichnet. Im September letzten Jahres bescheinigte ihnen die Stiftung myclimate klimaneutrales Handeln, den jährlichen CO2-Ausstoß von 25,5 Tonnen gleicht Kohler durch ein Biomasseprojekt in der indischen Provinz Uttarakhand aus.

Noch mehr tun

Jetzt also noch ein Nachhaltigkeitsbericht. Darin steht, wie in die Kohler-Verwaltung den Papierbedarf in großem Stil reduziert hat und Unvermeidbares nur noch auf Recyclingpapier druckt. Für den eigenen Bedarf kauft Kohler Produkte aus der Region ein, bei Kaffee und Tee Produkte aus dem fairen Handel. Hinzu kommt, dass das Einrichtungshaus im Passiv-Energiestandard gebaut ist, eine Photovoltaikanlage auf dem Dach Strom produziert und die Auslieferung routenoptimiert erfolgt, um die Umweltbelastung so gering wie möglich zu halten.

Der dennoch unvermeidbare CO2-Ausstoß wird kompensiert (s.o.). Die angebotenen Möbel sind bei Kohler ausschließlich aus Massivholz, das Holz kommt zu 90 Prozent aus Europa, hergestellt von kleinen und mittleren Unternehmen in Deutschland, Österreich und im Elsaß. Das erste Plus-Energie-Möbelhaus finanzierte Kohler mit Hilfe der GLS Bank und über 60 stillen Teilhabern aus der Region, die eine halbe Million Euro zusammen brachten. Demnächst erfolgt die Auslieferung mit einem elektrisch getriebenen Opel Ampera.

Sozial ist auch dabei

Weil Nachhaltigkeit nicht nur das umweltverträgliche Verhalten, sondern auch auf das soziale und gesellschaftliche Engagement eines Unternehmens beinhaltet, ist auch die Mitarbeiterbeteiligung bei Kohler Thema im Bericht. Demnach darf das Team bei der Sortimentsgestaltung mitbestimmen und besitzt Spielräume für eigene Entscheidungen. Darüber hinaus unterstützt Kohler regionale soziale Projekte mit Spenden und fördert die berufliche Entwicklung junger Menschen, die im Rahmen einer Juniorfirma ihre Fähigkeiten entdecken können.

Kein Geheimnis

Noch interessant in dem sonst formlosen Nachhaltigkeitsbericht: "Erfa-Teilnahme". future-Mitglieder wissen, was das heißt: Erfahrungsaustausch, nicht zu verwechseln mit Social Media. Kohler schreibt dazu: "Einzelhändler neigen oft dazu, auch einzeln zu handeln. Wir nicht, wir wollen nicht betriebsblind werden und wichtige Entwicklungen übersehen. Wir tauschen uns regelmäßig mit unseren Verbandskollegen aus und das nicht nur informell, sondern in festgelegten Abständen im Rahmen von Erfahrungs-Austausch-Treffen. Dort legen wir alle unsere Zahlen offen und stellen uns dem kritischen Blick unserer Kollegen und einem Betriebsberater. So können wir unseren Kurs rechtzeitig korrigieren und profitieren von den Erfahrungen anderer. Mit der Zertifizierung zum ÖkoControl Premium-Partner verpflichten wir uns, diesen Weg weiterzugehen, denn die Erfa-Teilnahme ist fester Bestandteil des Konzeptes."

Wind machen

So engagiert wollen die Erolzheimer auch weitermachen. Als nächste Projekte wollen sie ihre Beleuchtungssysteme optimieren, Solar-Carports anlegen und prüfen, wie sie die Windkraft für sich nutzen können. Wie weit sie damit kommen, lesen wir dann in ihrem nächsten Nachhaltigkeitsbericht.

Einrichtungshaus im Ranking

Übrigens: Das Möbelhaus Genske hatte seinen Nachhaltigkeitsbericht bereits beim future-IÖW-Ranking der KMU-Nachhaltigkeitsberichte 2011 eingereicht und erhielt dort eine sehr gute Bewertung.

 

Info: Kohler Einrichtungshaus