future-Newsletter Mai/Juni 2011

18.05.2011

Szenarien für den Atomausstieg

Die Energiewende nimmt Gestalt an. Die von der Bundesregierung eingesetzte Ethikkommission, der Deutsche Naturschutzring (DNR), der Unternehmensverband BAUM und andere haben zu Fragen des Atomausstiegs in den letzten Tagen Stellung genommen.

Die von der Bundesregierung eingesetzte Ethikkommission geht davon aus, dass ein Ausstieg aus der Atomenergie in Deutschland bis 2021 möglich ist. Medienberichten zufolge spricht sich die Kommission auch dafür aus, die im Rahmen des von der Bundesregierung erklärten Atom-Moratoriums abgeschalteten Altreaktoren nicht mehr ans Netz gehen zu lassen. Danach könnten die sieben ältesten deutschen Atommeiler sowie das Kraftwerk Krümmel ohne Gefährdung der Versorgungssicherheit vom Netz genommen werden. Die übrigen AKW, so die Kommission, sollten in Abhängigkeit des von ihnen ausgehenden Risikos und ihrer Bedeutung für die Stromversorgung nacheinander abgeschaltet werden.

Gaskraftwerke und dezentrale Strukturen

In einem ähnlichen Zeitrahmen sieht auch der Dachverband der kommunalen Energieunternehmen (VKU) ein realistisches Ausstiegsszenario. Danach ist ein vollständiger Verzicht auf Atomkraft bis 2020 möglich, wenn Erdgaskraftwerke als ?Brückentechnologie? genutzt und entsprechend ausgebaut werden. Sie böten außerdem die Chance, das ?Energiesystem dezentraler zu strukturieren?. Diesen Aspekt und die ?wettbewerblichen Auswirkungen? müssten stärker berücksichtigt werden.

Sechs-Punkte-Plan für den schnellstmöglichen Ausstieg

Deutlich schneller will der deutsche Naturschutzring (DNR), Dachverband aller deutschen Umweltschutzverbände, den Atomausstieg realisiert sehen. In einem Sechs-Punkte-Plan erläutert er (http://www.dnr.de/presse/index.html), mit welchen Maßnahmen bereits 2014 alle deutschen Atomkraftwerke abgeschaltet sein könnten und wie die vollständige Stromversorgung durch erneuerbare Energien bis 2030 realisierbar wird. Um das schnelle Abschalten zu ermöglichen, sieht der Verband die Notwendigkeit eines ?minimalen Ausbaus von Gaskraftwerken?. Die dadurch entstehenden zusätzlichen Kohlendioxidemissionen könnten durch die beschleunigte und vollständige Umstellung auf erneuerbare Energien um das Fünffache überkompensiert werden.

Zentrale Forderungen des DNR sind die Senkung des Pro-Kopf-Stromverbrauchs von derzeit 6700 Watt im Jahr auf 2000 bis spätestens 2050 (2000-Watt-Gesellschaft) und ein wirksames Effizienzgesetz mit drei Prozent weniger Energieverbrauch jährlich sowie eine Änderung des Lebensstils, etwa beim Fleischkonsum.

"Wenn der von der Bundeskanzlerin nach Fukushima erklärte absolute Vorrang der Sicherheit ernst genommen wird, müssen alle AKW sofort vom Netz. Kein einziges ist gegen den gezielten Absturz eines großen Passagierflugzeugs geschützt. Zudem erfüllt kein AKW den erforderlichen Entsorgungsnachweis?, sagte DNR-Präsidiumsmitglied Michael Müller, ehemaliger Staatssekretär im Bundesumweltministerium.

Energieeffizienz ist das Gebot der Stunde

Für einen schnellen Ausstieg aus der Atomkraft spricht sich auch eine Initiative des Unternehmensverbands BAUM aus (http://www.baumev.de/default.asp?Menue=458&ShowNews=712). Sie setzt auf die ?drei E? als Richtschnur für eine erfolgreiche Strategie: Energie-Effizienz, Energie sparen und Erneuerbare Energien. Allein durch den Einsatz energieeffizienter Technologien werde ein Einsparpotenzial von 30 bis 50 Prozent erschließbar. Die Initiative, die auch future unterstützt, hat sich facebook als Plattform gewählt: www.facebook.com/pages/Atomausstieg-so-gEEEts/201457923208781