future-Newsletter März 2011

14.03.2011

Mehr Klimaschutz in der EU kann zu mehr Wirtschaftswachstum führen

Wenn die Europäische Union ihr Klimaziel von 20 Prozent weniger Ausstoß von Treibhausgasen auf 30 Prozent erhöhte, könnte dies mehr Wirtschaftswachstum auslösen.

Ein solch ehrgeiziges Ziel für das Jahr 2020 könnte die europäischen Investitionen von 18 auf bis zu 22 Prozent des Bruttosozialprodukts ansteigen lassen. Das bedeutete bis zu sechs Millionen neuer Jobs und bis zu 620 Milliarden Euro mehr Bruttoinlandsprodukt in den Mitgliedsstaaten bis zum Ende dieses Jahrzehnts.

Zu diesen Ergebnissen kommt ein internationales Expertenkonsortiums unter Führung von Carlo Jaeger vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) in der Studie "A New Growth Path for Europe", die jetzt in Brüssel vorgestellt wurde. Auftraggeber war das deutsche Bundesumweltministerium.
?In traditionellen ökonomischen Modellen führt eine Verringerung des Ausstoßes von Treibhausgasen kurzfristig zu Extra-Kosten, die gerechtfertigt werden durch die Vermeidung langfristiger Schäden?, erklärt der Leitautor Jaeger. ?Wir aber zeigen, dass ein glaubwürdiges Engagement für den Übergang zu einer emissionsarmen Wirtschaftsweise, mit einem ehrgeizigen Ziel und entsprechenden politischen Maßnahmen, Europa in eine Win-Win-Situation bringen kann.? Beides sei möglich: Wirtschaftswachstum und zugleich eine Verringerung der Treibhausgase.
Die Weltfinanzkrise habe die Grenzen der bislang dominierenden ökonomischen Modelle aufgezeigt. Sie habe deutlich gemacht, dass unterschiedliche Erwartungen zu unterschiedlichem Investitionsverhalten führen können, welches diese Erwartungen in sich selbst erfüllende Prophezeiungen verwandeln. Zum ersten Mal sei dies in einem klimaökonomischen Modell angewandt worden. Dieses zeigt in Simulationen, wie wichtig der Einfluss der Politik auf die Erwartungen von Investoren ist ? und wie Investitionen Lernprozesse in Wirtschaft und Technologie auslösen. Am Ende senke dies die Kosten des Klimaschutzes.
Profitieren würden der Studie zufolge alle großen Wirtschaftssektoren, insbesondere aber das Baugewerbe. Eine effizientere Nutzung der Energie hänge wesentlich von der Energiebilanz der Gebäude ab. Auch der Klimapionier Deutschland kann sich der Studie zufolge weiter verbessern. Der Anteil von Investitionen am Bruttosozialprodukt könnte bis 2020 von knapp 14,9 auf bis zu 18,6 Prozent steigen, die gesamte Wirtschaftsleistung im Jahresdurchschnitt statt um 1,8 Prozent um bis zu 2,4 Prozent wachsen, die Arbeitslosenrate von 8,5 auf bis zu 5,6 Prozent sinken.