future-Newsletter Januar 2011

22.12.2010

Spinnerei Otto: Deutscher Garn-Hersteller besteht mit ?Sustainable Concepts?

Die deutsche Textilindustrie, gibt es sie noch? Ein kleines Städtchen leistet erbitterten Widerstand. In Dietenheim, auf halbem Weg zwischen Ulm und Memmingen, hält sich die Spinnerei Otto mit 160 Mitarbeitern und zwei Werken dennoch erfolgreich. Das Unternehmen besitzt zahlreiche Umweltzertifikate und setzt auf nachhaltige Produktkonzepte. Das wurde jetzt mit dem Umweltpreis des Landes Baden-Württemberg anerkannt.

Über die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen entscheide in Zukunft immer stärker deren ökologische Produktivität, sagte Umweltministerin Tanja Gönner bei der Verleihung des diesjährigen ?Umweltpreis für Unternehmen? am 1. Dezember. Der mit 50000 Euro dotierte Preis wird seit 1993 alle zwei Jahre vergeben, in diesem Jahr teilten ihn sich fünf baden-württembergische Unternehmen. Für die ?Gebr. Otto? gab es zwar kein Preisgeld, aber eine Anerkennung. Dabei ist für das Familienunternehmen, das seit über einem Jahrhundert am Standort Garne und Zwirne produziert, die nachhaltige Produktion schon länger zukunftssichernd. ?Nachhaltigkeit und Innovation bestimmen unser unternehmerisches Denken und Handeln? ist das Credo des traditionsreichen Textilherstellers. Mit zahlreichen Umwelt- und Qualitätszertifikaten für Produktion und Produkte zählt OTTO zu den führenden nachhaltig wirtschaftenden Unternehmen in Europa. Die Palette ist beeindruckend: DIN EN ISO 9001 und 14001, Fair Trade (FLO-CERT), Bio/GOTS (IVN/GOTS, IVN Zertifiziert Best Naturtextil) und Öko-Tex Standard 1000 (+ 100, 100plus) zeichnen das Werk an zwei Standorten aus.

Ganz systematisch geht man bei Otto die nachhaltige Produktion an: Die Unternehmenssparte ?Sustainable Concepts? befasst sich seit 1998 mit der Entwicklung und Einführung nachhaltiger, ganzheitlicher Produktkonzepte. Dabei reagiert Otto auf die gestiegenen ökologischen Ansprüche der Kunden sowohl aus der Bekleidungsindustrie als auch im technischen Bereich. "Ökologie und Nachhaltigkeit sind bei uns kein Lippenbekenntnis?, sagte Otto-Geschäftsführer Andreas Merkel anlässlich des Umweltpreises der Südwest Presse. ?Den Anspruch haben wir fest in unserer Unternehmensphilosophie verankert." Piumafil, recot2, Fairtrade und Bio-Garne heißen bei Otto die ?sustainable concepts?, die sich durch Innovation und Nachhaltigkeit auszeichnen. Das neue Garn ?Piumafil? besteht zum Beispiel aus dem bisher als als unspinnbar geltenden Kapok. Die zellulosische Hohlfaser ist sechs Mal leichter als Baumwolle und hat eine natürliche Wachsschicht. Damit verfügt die Kapokfaser über besondere Thermoeigenschaften, hat einen seidigen Glanz und wird deshalb auch als pflanzliche Seide oder pflanzliches Kaschmir bezeichnet. Der Kapok-Baum wächst im globalen Süden, bisher nicht in Monokulturen, und ist frei von Pestiziden und Düngemitteln, außerdem biologisch abbbaubar. Bisher wurde Kapok überwiegend als Spinnmaterial verwendet. 2006 gelang es der Gebr. Otto mit einer neuen Technologie erstmals, Kapok mit einer Mischung aus 85 Prozent Baumwolle zu einem hochwertigen Garn zu verspinnen. ?Piumafil? war geboren.

Und so innovativ und nachhaltig geht es weiter: Aktuell arbeitet Otto am Projekt Recot2, zusammen mit der Universität Ulm und gefördert durch die Deutsche Bundesstiftung Umwelt. Die neue Faser ist ein Gemisch aus frischer Baumwolle und recycelten Produktionsabfällen, wodurch Wasser und Pestizide gespart werden. Weil dadurch bis zu 50 Prozent Baumwolle wiederverwendet werden können, sinkt der Wasserverbrauch. Für ein T-Shirt, das vom Rohstoff bis zum fertigen Produkt etwa 4000 Liter benötigt, fällt dann nur noch die Hälfte an. Pro Kilogramm Garn lassen sich 10000 Liter Wasser sparen.

Außerdem sind die Dietenheimer richtige ?Ökos?. Seit 2007 gibt es eine Produktlinie mit 100 Prozent Fairtrade-Bio-Baumwolle, zertifiziert nach FLO-Standards (Fairtrade Labelling Organisation). Für seine Produktlinie ?Bio-Garne? aus kontrolliert biologischem Baumwollanbau besitzt Otto Bio-Label des Internationalen Naturtextilverbandes (IVN) und des Global Organic Textiles Standard (GOTS). Hersteller und Händler wie Hess natur und Maas Natur verwenden zum Beispiel Bio-Garne von Otto.

Damit beruht der nachhaltige Otto-Erfolg auf insgesamt drei Standbeinen: Im Bereich Otto-Premium Yarns werden ca. 3000 Tonnen hochwertiger Garne für den Technischen Bereich und die Bekleidungsindustrie rohweiß oder gefärbt, mit den ?Sustainable Concepts? setzt auf ganzheitliche Ansprüche und mit Otto-Medicare werden Medizinal- und Hygieneprodukte hergestellt. Ein Konzept, das wirtschaftlich trägt und auch von den Mitarbeitern getragen wird, die sich über jede Anerkennung freuen, auch über den Umweltpreis. ?Für einen kleinen Betrieb wie unseren ist das eine tolle Würdigung?, so Andreas Merkel in der Südwest Presse. (rb)

Spinnerei Otto: www.otto-garne.com/index.htm