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Kategorie: Projekte, BNC, Veröffentlichungen
Der Bochumer Nachhaltigkeitscheck: ein Projekt und Instrument
Wo fängt Nachhaltiges Wirtschaften an und wie gehen Unternehmen mit dem sperrigen Begriff um? Im Bochumer Nachhaltigkeitscheck (BNC) war das keine Frage. Anhand von zehn Themenbereichen nahmen die Unternehmen mit dem Selbstbewertungsinstrument BNC ihre Wirtschaftsweise unter die Lupe. ?Unternehmen denken nicht in Kategorien wie Soziales und Ökologie?, sagt Thomas Merten, Moderator und Projektleiter des BNC. ?Der ganzheitliche Ansatz der Nachhaltigkeit findet vielmehr in den etablierten Unternehmensabteilungen statt.? Und diese heißen nun einmal eher Strategie, Personal, Aus- und Weiterbildung, Produktion, Innovation, Standort und Markt. Wenn diese Managementbereiche nachhaltig ausgerichtet sind, sei das Unternehmen nicht nur ökonomisch zukunftsfähig, sondern auch ökologisch und sozial gerecht.
Mit dem Anspruch, Nachhaltiges Wirtschaften für Bochumer Unternehmen verständlich zu machen, war der gleichnamige Arbeitskreis der Bochumer Agenda 21 an das Projekt gegangen. Nicht das System Ökoprofit sollte es sein, mit dem man die weitgehend umweltzertifizierten Unternehmen checken wollte, sondern ein selbst entwickeltes Instrument, das an die besonderen Ansprüche der Bochumer Agenda 21 mit Leitbild und Klimaschutzgutachten angepasst werden sollte. Da eine öffentliche Förderung ausblieb, wurde das knappe Agenda-Geld geschont ? die Unternehmen übernahmen die Finanzierung des Projekts.
Check ist Auslöser
Unter Leitung des Moderatorenteams entwickelten sie in den Workshops auch den Check, eine Essenz aus eingeführten Selbstbewertungsinstrumenten wie future-Nachhaltigkeitscheck, SAFE/Kompass, be.st und Sustainable Excellence nach EFQM-Modell. Die Erfahrung, die das Beraterteam mit diesen Instrumenten und mit branchenübergreifenden Unternehmensworkshops hatte, machten mit der großen Bereitschaft der Unternehmensvertreter den Erfolg des BNC aus. Alle Unternehmen waren mit dem Preis-Leistungsverhältnis zufrieden: Nur 5000 Euro haben sie für ein Jahr Managementberatung, Analysen, Themen-Workshops und Erfahrungsaustauschtreffen ausgeben müssen. Dafür erhalten sie nun einen ?kleinen? Nachhaltigkeitsbericht ? und kennen ihre Entwicklungspotenziale zur Zukunftsfähigkeit. Einige von ihnen wollen den Check regelmäßig anwenden, um die Umsetzung zu überprüfen. Viele sind an einem kontinuierlichen Erfahrungsaustausch interessiert.
Dabei ist der Aufwand für die Unternehmen im BNC nicht eben gering. Sie müssen ihre Mitarbeiter zu halbtägigen Workshops abstellen und Teams für den Check bilden. In diesen ist es mit einem ?Einfachen-Kästchen-ankreuzen? nicht getan. Oft genug lösen die Fragen Diskussionen im Team aus und es findet eine abteilungsübergreifende Kommunikation statt ? immer vor dem Hintergrund Nachhaltigen Wirtschaftens.
Zukunftsfähigkeit entwickeln
Wie die Unternehmen nach der Selbstbewertung weitermachen, ist ihnen überlassen. Die Status-Quo-Analyse des Checks ist so gehalten, dass aus den Selbstbewertungen die Entwicklungsmöglichkeiten deutlich werden. Einige Unternehmen haben sich während des ersten Jahres bereits an die Umsetzung der Verbesserungspotenziale gemacht, die das jeweilige BNC-Team auditiert.
Vom multinationalen Kommunikationskonzern Nokia mit Standort Bochum bis zum Handwerksunternehmen Hasenkamp, vom Finanzdienstleister GLS bis zum Energiedienstleister Stadtwerke Bochum, vom Entsorger USB Umweltservice Bochum zur Wohnungsbaugesellschaft VBW Bauen und Wohnen, von der Privatbrauerei Moritz Fiege bis zum Louis-Baare-Berufskolleg: Alle Unternehmen sind vom BNC begeistert und empfehlen ihn weiter. Das tun sie vor allem auf der großen Abschlussgala am 6. Juli im VfL-Stadioncenter in Begleitung des Vorsitzenden des Nachhaltigkeitsrates der Bundesregierung Dr. Volker Hauff. Und sie tun es am 20. Juli in der Wirtschaftsförderung der Stadt, wenn mit einer Eröffnungsveranstaltung die nächste Runde des BNC eingeläutet werden soll. Dass das BNC-Modell auch auf andere Städte übertragbar ist und eine Alternative zu Ökoprofit darstellt, davon sind nicht nur die Unternehmen überzeugt. Anfragen kamen schon aus dem Agenda-Umfeld und einigen Städten. Thomas Merten: ?Unabhängig von der Agenda 21 ist es aber ein Modell, das standortbezogen für alle Unternehmen zur Organisationsentwicklung herangezogen kann.? Ziel ist dabei, zukunftsfähige Unternehmen zu schaffen, die nachhaltig wirtschaften. rb
Info: Thomas Merten, Trifolium ? Beratungsgesellschaft mbH, Ringstraße 16, 61191 Rosbach v.d. Höhe, Fon 06007/991924, thomas.merten@trifolium.org, www.nachhaltigkeit.de
Hier ist auch der 32-seitige Abschlussbericht erhältlich.