Pressemitteilung

04.08.2004

Emissionshandel konkret ? Erste Erfahrungen und Perspektiven

Ab dem 1.Januar 2005 können die Unternehmen in der Europäischen Union ein neues Instrument nutzen, um mit den Mitteln der Marktwirtschaft etwas für den Klimaschutz zu tun. Der Handel mit Emissionsberechtigungen soll dazu beitragen, dass die Staaten der Gemeinschaft ihre in der Klimavereinbarung von Kyoto eingegangene Verpflichtung zur Verringerung der Treibhausgas-Emissionen einhalten.

In nationalen Allokationsplänen mussten die Mitgliedstaaten bereits festlegen, welche Menge an Kohlendioxid-Emissionen in den Perioden 2005-2007 und 2008-2012 zugelassen wird, um die Klimschutzziele zu erreichen. Jedes Unternehmen, das einen Anteil dazu beiträgt, bekommt diesen in einem Zertifikat zugewiesen. Die Menge der zugeteilten Emissionsberechtigungen wird jeweils zu Beginn der danach folgenden Periode (also ab 2008) verringert. Den Unternehmen bleibt überlassen, wie sie mit dem schrumpfenden Emissionskontingent umgehen. Sie können entweder Einsparmaßnahmen durchführen oder zusätzliche Emissionsberechtigungen am Markt erwerben.

Von den Großen lernen
Wie Unternehmen mit dem neuen Instrument umgehen und welche erste Erfahrungen bereits mit dem Emissionshandel vorliegen, hat das Magazin ?Unternehmen und Umwelt? in seiner neuen Ausgabe zusammengetragen. Danach hat beispielsweise BP, einer der großen Energiekonzerne der Welt, bereits ein internes Emissionshandelssystem erprobt. Etwa zeitgleich zur Verabschiedung des Kyoto-Protokolls wurde seine Einführung kommuniziert. Ende 1999 führte man das Emission-Trading-System für alle Geschäftseinheiten verpflichtend ein. Außer Kohlendioxid wurde auch Methan (als Kohlendioxid-Äquivalente) einbezogen. Die Bestimmung der Emissionen erfolgte nach den Regeln des UNFCCC-Protokolls, die an die Bedingungen bei BP angepasst wurden. Diese Emissionen werden von Wirtschaftsprüfern verifiziert. In welchem Verhältnis dieser erhebliche Aufwand zu den Fortschritten im Klimaschutz steht, darüber sprach Unternehmen und Umwelt mit Dr. Lutz v. Meyerinck und Andrea Soldat von der Deutschen BP AG.

Von der Zuteilung zum Handel
Mit der EU-Richtlinie zum Handel mit Treibhausgasemissionszertifikaten vom 13. Oktober 2003 (Richtlinie 2003/87/EG) wurde die rechtliche Grundlage für den Emissionshandel geschaffen. Mit nationalen Regelwerken hat der deutsche Gesetzgeber mittlerweile die Umsetzung vorangetrieben. Neben dem Nationalen Allokationsplan (NAP) ist dies vor allem das Treibhausgas-Emissionshandelsgesetz (TEHG). Was Unternehmen danach zu beachten haben, erläutert Unternehmensberater und Umweltgutachter Henning Rauscher in der neuen Unternehmen und Umwelt.

Emissionen reduziert
Vom Emissionshandelssystem betroffen sind alle Betreiber von Kraftwerken, Zementfabriken und anderen Industrieanlagen, die eine installierte Leistung von mehr als 20 Megawatt erbringen. Damit fällt ein Ökopionier, wie Babynahrungshersteller HiPP nicht unter die Neuregelung. Dennoch ist beeindruckend, was man hier bereits für den Klimaschutz getan hat. Mit dem Anschluss an ein modernes Biomassekraftwerk, dem Bezug von Grünstrom der NaturEnergie AG, der Installation mehrerer Solaranlagen auf Firmengebäuden und weiteren Maßnahmen wurde dafür gesorgt, dass die für die Produktion eingesetzte Energie zu 96 Prozent aus erneuerbaren Quellen stammt. Den Ausstoß des Klimagases Kohlendioxid will HiPP in diesem Jahr auf ein Kilogramm pro Tonne Produkt verringern.

Effizienz statt Emissionen
Eine andere vorbildliche Leistung in Sachen betrieblicher Umweltschutz hat die Papierfabrik Julius Schulte Söhne in Düsseldorf vorzuweisen. Sie hat ein neues Verfahren entwickelt, mit dessen Hilfe der Wasserverbrauch bei der Papier- und Kartonherstellung aus Altpapier enorm gesenkt wird. Das geschieht dadurch, dass man das Prozesswasser für die Papierproduktion im Kreislauf führt und in einem neu entwickelten Verfahren biologisch aufbereitet. Das Wasser bekommt wieder Frischwasserqualität und kann erneut in der Produktion eingesetzt werden. Abwasser fällt nicht mehr an. Die ?Kreislauf-Wasser-Behandlungsanlage? ist in der Papierindustrie bislang einmalig. Ihre Entwicklung wurde von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) gefördert und kürzlich mit dem Effizienz-Preis des Landes Nordrhein-Westfalen ausgezeichnet.

Unternehmen und Umwelt (UundU) ist das Magazin von future e.V., Umweltinitiative von Unternehme(r)n. Es erscheint vierteljährlich und berichtet über alle Aspekte Nachhaltigen Wirtschaftens. http://www.future-ev.de/uuu/probeabo.html

Kontakt: Ralf Bindel, future Büro Bochum, Am Varenholt 123, 44797 Bochum, Tel. 0234-9799513, rb(at)ubb-kommunikation.de, www.future-ev.de

future e.V. ist die Umweltinitiative von Unternehme(r)n und wurde 1986 gegründet. Mit seinen über hundert Mitgliedsunternehmen unterschiedlicher Branchen und Größen setzt sich future für die Verbesserung Nachhaltigen Wirtschaftens ein. Gemeinsam mit Partnern aus Wissenschaft und Politik werden praxisnahe Konzepte und Instrumente zur Umsetzung entwickelt. In Projekten, Veranstaltungen, Diskussionsrunden und Seminaren werden diese vorgestellt. Bekannte Projekte von future sind das Netzwerk der betrieblichen Umweltbeauftragten, die Rankings der Umwelt- und Nachhaltigkeitsberichte, die Agenda 21 für Unternehmensleitbilder, benchmarking for sustainability und kompakt - Zukunftssicherung durch Kompetenzentwicklung und der Nachhaltigkeitscheck für Unternehmen.