Pressemitteilung

15.06.2005

Die nachhaltige Entwicklung der Ernährungswirtschaft ? Erfolgreiche Beispiele und Methoden zum nachhaltigen Wirtschaften

Lebensmittel sind heute so billig wie noch nie. Doch preiswerte Lebensmittel kosten mehr als je zuvor: Arbeitsplätze, Vertrauen, Gesundheit. Mit 520000 Beschäftigten in 6000 Betrieben gehört die Ernährungsbranche zu den wichtigsten Wirtschaftsbereichen in Deutschland. Die stark mittelständisch geprägte Wirtschaft kann dem Preisverfall kaum noch durch weitere Rationalisierung begegnen. "Technisch ist der Mittelstand gut aufgestellt", sagt Dr. Sabine Eichner-Lisboa, Geschäftsführeren der Bundesvereinigung Deutsche Ernährungsindustrie (BVE) im Wirtschaftsmagazin factorY. "Modernisierungsbedarf besteht eher im Bereich Kommunikation."

Wie sich Unternehmen der Ernährungswirtschaft durch Qualifizierungsmaßnahmen zukunftsfähig machen, zeigt factorY, das Magazin für Nachhaltiges Wirtschaften, in seiner neuen Ausgabe. Vorgestellt werden Ergebnisse des europäischen Qualifizierungsprojekts kompakt, das in den vergangenen zwei Jahren viele Impulse zur nachhaltigen Entwicklung der Ernährungswirtschaft setzen konnte. So haben in den Online-Checks des Internetportals kompaktnet.de bereits über 350 Unternehmen ihre Zukunftsfähigkeit "gecheckt". Sie nutzten dafür entweder den Initialen Nachhaltigkeits-Check (INC) oder den viersprachigen Mulitikulturellen Nachhaltigkeits-Check (MNC). Parallel dazu kam die Kommunikations- und Informationsinitiative zum zukunftsfähigen Management in den Unternehmen gut an. "Unser Ansatz zur organisatorischen Kompetenzentwicklung strahlt jetzt durch einige Unternehmen mehr", sagt Dr. Udo Westermann, Geschäftsführer von future - Umweltinitiave von Unternehme(r)n.
Die kompakt-Managementinstrumente wurden in verschiedenen mittelständischen Unternehmen angewendet. Mit SAFE (Sustainability Assessment for Enterprises) wurden z. B. im Cronenberger Backhaus, einer Wuppertaler Filialbäcker mit 80 Mitarbeitern, Konzepte für neue Produkte, ein betriebliches Vorschlagswesen und mehr Kundenorientierung entwickelt. Gleichzeitig wurde die Energieeffizienz der Backöfen und dadurch die Qualität der Produkte verbessert. Durch das foodradar-Instrument "Strategisches Risikomanagement" wurden z. B. in der Teutoburger Ölmühle in Ibbenbüren ein effizientes Rückruf-System und ein Krisenstab eingerichtet. "Ein Risikomanagement-System verbessert nicht nur unsere Verhandlungsposition gegenüber Banken und Versicherungen", sagt Dr. Michael Raß, Geschäftsführer der Teutoburger Ölmühle, "sondern auch die persönlichen Kompetenzen im Nachhaltigen Wirtschaften."
Nicht umsonst seien Sicherheit und Qualität der Lebensmittelprodukte in den Krisen der vergangenen Jahre in den Vordergrund gerückt, sagt Renate Künast, Bundesministerin für Verbraucherschutz Ernährung und Landwirtschaft im ihrem factorY-Standpunkt. "Nachhaltigkeit kostet Geld, aber Krisen können wir uns einfach nicht leisten." Die Übernahme gesellschaftlicher Verantwortung (CSR) werde in den nächsten Jahren mit Wucht auf die Lebensmittelindustrie zukommen, prophezeit sie. "Die Qualität der Lebensmittel ist ein Kernthema gesellschaftlicher Entwicklung." Die deutsche Lebensmittelindustrie habe das lukrative Potenzial, die Begriffe CSR und Nachhaltiges Wirtschaften mit Leben zu füllen.
Dass Nachhaltiges Wirtschaften eine zukunftssichere "Investition" für nachhaltiges Wachstum ist, zeigen in der factorY die Erfolgsstories von Unternehmen. Felix Ahlers, Geschäftsführer des Tiefkühlkost-Herstellers Frosta AG, berichtet in factorY über Erfolg durch Verzicht: "Wir wollten dem Trend zu immer billigeren Lebensmitteln entgegensteuern." Nach Frosta-Reinheitsgebot werden in der Produktion keine Zusatzstoffe eingesetzt. Die zunächst in der Branche verhöhnte Millionen-Investition hat sich bezahlt gemacht. "Das Feedback ist gut und wir wachsen stark." Gleiches gilt für Weleda, renommierter Hersteller von Arzneimitteln und Kosmetika. Erst kürzlich Im Kanzleramt für Familienfreundlichkeit prämiert, hat das Unternehmen auch in Zeiten von Basel II keine Probleme, mit einen Kunden-Beteiligungsfonds den Ausbau der Produktion zu finanzieren. "In den ersten 14 Tagen wurde schon eine von zehn Millionen gezeichnet", sagt Thomas Jorberg von der fondsgebenden GLS Gemeinschaftsbank. Über mangelndes Interesse kann auch der kalifornische Computerhersteller Apple nicht klagen. Während sich jedoch CEO Steve Jobs in US-Aktionärsversammlungen noch gegen Öko- und Lohn-Dumping-Vorwürfe von Naturschützern wehren muss, haben die Europäer vorgesorgt. "Unsere Entsorgungsunternehmen genügen strengen Maßstäben bezüglich Qualität und Umweltschutz", sagt Apple Europe Umweltbeauftragter Rudolf Auer. Die sprichwörtliche Designorientierung bei Apple führe außerdem dazu, dass auch Energieeffizienz- und Umweltkriterien schon bei der Entwicklung einen höheren Stellenwert als üblich hätten.
Wie sich Nachhaltigkeit, Ästhetik und Marketing verbinden lassen, zeigen in factorY die Beiträge zu "ecobiente", einem Produktdesign-Projekt mit vier Unternehmen, und der Entwicklung eines Leitsystems für nachhaltige Produkte, das in den Handelshäusern OTTO und OBI erprobt wurde.
"Viele weitere Berichte und Meldungen in der neuen factorY machen deutlich, dass der Nachhaltigkeitsgedanke in den Unternehmen weiter an Bedeutung gewinnt", sagt Dr. Christa Liedtke, Leiterin der Forschungsgruppe Nachhaltiges Produzieren und Wirtschaften am Wuppertal Institut für Klima, Umwelt und Energie. Mit dem Unternehmensverband future und der Effizienz-Agentur NRW ist das Wuppertal Institut Herausgeberin der factorY, die seit Anfang 2005 erscheint. "Dass wir mit unserem Beitrag auf einem guten Weg sind, haben uns die positiven Rückmeldungen zur ersten Ausgabe von factorY bestätigt", sagt Dr. Peter Jahns, Leiter der Effizienz-Agentur.
factorY, das Magazin für Nachhaltiges Wirtschaften erscheint vierteljährlich. factorY ist nur im Abonnement für 23,50 Euro (inkl. MwSt. und Versand) erhältlich. Das Einzelheft kostet 4,60 Euro (inkl. MwSt.) zzgl. 2,50 Euro Versand. Bestellungen über www.factory-magazin.de oder Telefon 0234 9799513.
factorY Publishing, Am Varenholt 123, 44797 Bochum, T 0234 9799-513, F -514, Ralf Bindel,info@factory-magazin.de, www.factory-magazin.de