Pressemitteilung

27.02.2012

Ranking der Nachhaltigkeitsberichte 2011: BMW und Neumarkter Lammsbräu vorn

Von den deutschen Großunternehmen bietet momentan BMW den besten Nachhaltigkeitsbericht, unter den kleineren und mittelständischen Unternehmen ist es die Brauerei Neumarkter Lammsbräu. So hat es das Bewertungsteam vom Berliner Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) und future ? verantwortung unternehmen e. V. im soeben abgeschlossenen Ranking der Nachhaltigkeitsberichte für Großunternehmen und KMU 2011 festgestellt.

Insgesamt wurden 100 Nachhaltigkeitsberichte deutscher Unternehmen bewertet. Von den möglichen 700 Punkten erreichte Neumarkter Lammsbräu beachtliche 593. Dicht darauf folgen das Unternehmen memo, ein Spezialhändler für umweltfreundlichen Bürobedarf, mit 581 Punkten und die Bremer Straßenbahn AG mit 558 Punkten. Von den Konzernen gingen auf den Plätzen zwei und drei Siemens (519 Punkte) und BASF (494) knapp hinter der BWW Group (528) ins Ziel.

Wie schon beim letzten Ranking 2009 hatte auch dieses Mal das Bundesministerium für Arbeit und Soziales die Schirmherrschaft für den Wettbewerb übernommen. Die genannten Top-Drei in den beiden Kategorien ?Großunternehmen? und ?KMU? erhielten ihre Auszeichnungen von Staatssekretär Gerd Hoofe und Marlehn Thieme, Kommissarische Vorsitzende des Rates für Nachhaltige Entwicklung, überreicht. Die Preisverleihung fand am 27. Februar in der Berliner Repräsentanz der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) statt.

Fortschritte in der Berichterstattung

Bei der Präsentation der Rankingergebnisse im Einzelnen machten die Projektleiter, Jana Gebauer für das IÖW und Dr. Udo Westermann für future, deutlich, welche Stärken und Schwächen die Berichte derzeit aufweisen. Danach geben sie auf vergleichsweise hohem Niveau einen Einblick in die Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten, welche die Unternehmen entfalten, um ihrer Produktverantwortung in ökologischer wie sozialer Hinsicht gerecht zu werden. ?Stetig etwas besser?, so Jana Gebauer, werde die Berichterstattung zu den Strategien und Maßnahmen, die in der Produktion ergriffen werden, um das Energiemanagement und den Beitrag zum Klimaschutz zu verbessern. Andere Aspekte des betrieblichen Umweltschutzes, wie das Wassermanagement, würden in ersten Ansätzen vergleichbar umfassend berichtet. Erfreulich sei auch die Behandlung des gesellschaftlichen Engagements, die den Bezug der verschiedenen Spenden- und Unterstützungsaktivitäten zu den Kernkompetenzen des Unternehmens deutlich mache.

Zu den Themen, die nach wie vor unzureichend in die Berichte einfließen, zählten die Mitarbeiterinteressen, vor allem was die Entwicklungsmöglichkeiten der Beschäftigten in der Breite anbelangt, und die Behandlung der Übernahme von Verantwortung in der Lieferkette. Dazu beschränke man sich meist auf die allgemeine Benennung von international anerkannten Normen und Standards, ?übersetze? dies aber nicht in konkrete Beschaffungskriterien und die Erläuterung der Umsetzung in funktionierende Systeme zur Lieferantenbewertung.

Außerdem machten die Unternehmen zu wenig deutlich, wie sie ihre Innovations- und Steuerungsfähigkeit im Kontext der gesellschaftlichen Entwicklung und der an sie gerichteten Erwartungen vorantreiben wollten. Nachhaltigkeitsvision, -strategie und ?management müssten stärker auf die Höhe der gesellschaftlichen Debatte gebracht werden.

Dies müsste sich auch in einem sorgsameren Umgang mit den Zielen und Programmen zum nachhaltigen Wirtschaften niederschlagen. IÖW und future heben hervor, dass ein Abgleich von den selbstgesetzten Zielen und den erreichten Leistungen deutlich mache, wie ernsthaft und kontinuierlich ein Unternehmen daran arbeitet, seine Wirkungen zu verbessern. ?Wenn Nachhaltigkeitsziele über die Jahre stillschweigend geändert werden, ohne dass das Unternehmen dies benennt oder begründet, sind Zweifel angebracht?, so future-Geschäftsführer Udo Westermann. Hier sei gerade mit Blick auf die weniger gut bewerteten Berichte mehr Verbindlichkeit geboten.

KMU profilieren sich

Stärker als Großunternehmen berichten kleine und mittlere Unternehmen über ihre Motivation und Strategie zum nachhaltigen Handeln. Dies habe damit zu tun, ?dass die Berichte eher von eigentümergeführten Unternehmen stammten oder häufig von solchen, deren Geschäftszweck sich bereits um soziale und ökologische Produkte und Leistungen herum aufbaut?, so Udo Westermann. Insgesamt lägen die Stärken der KMU-Reports in den Bereichen Vision und Strategie, Produktverantwortung und der Verantwortung im gesellschaftlichen Umfeld. Die besten Berichte zeigten strukturiert, welche sozialen und ökologischen Aspekte der Produkte und Leistungen besonders wichtig sind und wie diese systematisch in die F+E-Prozesse integriert werden. Die KMU erläuterten auch gut, welche sozialen und ökologischen Standards ihre Produkte bereits erfüllen und wie sie dies ausweiten wollen. Hierzu beschreiben sie außerdem, wie sie ihre Kund(inn)en informieren.

?KMU sind auf besondere Weise in ihr regionales Umfeld eingebettet und sehen eine zentrale Verantwortung darin, dieses kontinuierlich mitzugestalten. In diesem Sinne berichten sie in der Regel gut über ihre Sponsoring-Aktivitäten oder auch das persönliche Engagement der Mitarbeiter?, so Westermann. Verbessert werden könnten die Ausführungen dazu, indem die Aktivitäten klarer strategisch eingeordnet und mit Zahlen zum finanziellen und zeitlichen Umfang belegt werden. Die besten Unternehmen berichten zudem über ihr Engagement in Nachhaltigkeitsinitiativen, mit dem sie in ihren Branchen Standards nachhaltigen Wirtschaftens voranbringen oder beispielsweise Lobbyarbeit für ökologische Produkte leisten wollen.

Ähnlich wie die Großunternehmen schwächeln die KMU, wenn es darum geht, ihre Nachhaltigkeitsziele konkret und überprüfbar zu erläutern und einen sorgfältigen und ehrlichen Abgleich mit dem bereits Erreichten vorzunehmen. Außerdem gibt es erheblichen Verbesserungsbedarf zu den Themenbereichen: ?Mitarbeiterinteressen? und ?Verantwortung gegenüber Lieferanten?. Insbesondere Letzteres ist in den Berichten bislang selten gut gelöst.

Gewinner und Verlierer

Die Zahl der Unternehmen, die keinen Nachhaltigkeits- oder CSR-Bericht veröffentlicht, hat sich nicht verändert: Jedes vierte der 150 größten deutschen Unternehmen gibt keine gesonderten Informationen zu Nachhaltigkeitsthemen heraus. Besonders die Branchen Versicherungen, Logistik und Handel fallen hier auf. ?Soziale und ökologische Themen spielen bei vielen dieser Unternehmen in der Kommunikation keine nennenswerte Rolle?, so Jana Gebauer. ?Dies kann sich als doppelter Nachteil erweisen. Einerseits steigt die Erwartungshaltung der Kundinnen und Kunden, über genau solche Aspekte der Unternehmen informiert zu werden. Andererseits zeigt sich, dass durch das Transparentmachen des eigenen Handelns wichtige Umdenkprozesse in Unternehmen angestoßen werden können. Hier kann durch Nachhaltigkeitsberichterstattung ein Labor für wichtige Innovationen entstehen.?
Dass es bei entsprechendem Engagement auch einem Erstbericht gelingen kann, eine deutlich über dem Durchschnitt liegende Bewertung im Ranking zu erzielen, hat dieses Mal ein kleineres Unternehmen gezeigt: Die durchschnittliche Punktzahl der KMU-Berichte lag bei 388, das Möbelhaus Genske aus Köln erreichte im ersten Anlauf bereits bemerkenswerte 524 Punkte.

Ausführliche Informationen zum Verfahren und den Ergebnissen des aktuellen Rankings gibt es auf der Webseite:

 

http://www.ranking-nachhaltigkeitsberichte.de