News

< Deutscher Umweltpreis für effiziente Elektromotoren
03.11.2017 21:05 Alter: 6 yrs
Kategorie: Verantwortliche Unternehmensführung

Mit zehn Thesen zur nachhaltigen Finanzwirtschaft

Zwar gibt es Trend und Pflicht zu mehr Transparenz in der Berichterstattung, bei Investoren, Unternehmen und an der Börse finden Nachhaltigkeitskriterien aber nur geringe Beachtung. Der Rat für Nachhaltige Entwicklung (RNE) hat mit der Deutschen Börse AG und dem Hub for Sustainable Finance zehn Thesen für eine nachhaltiger Finanzwirtschaft entwickelt, die jetzt diskutiert werden.


Deutsche Börse

Nur 12,5 Millionen Euro beträgt das Volumen der Assets, die sich derzeit im Nachhaltigkeitsindex der Deutschen Börse befinden. Der Kapitalmarkt in Deutschland ist trotz aller Bemühungen um Transparenz und Nachhaltigkeitskriterien in der Unternehmensberichterstattung weiterhin fern relevanter Nachhaltigkeit. Dabei ließe sich gerade hier im Hinblick auf Divestment, also dem Ausstieg aus den fossilen Energien, und dem Investment in nachhaltige Unternehmen, viel für die nachhaltige Entwicklung erreichen.

Um das voran zu treiben, haben die Deutsche Börse AG und der Rat für Nachhaltige Entwicklung (RNE) eine strategische Zusammenarbeit beschlossen. Diskutiert und weitergedacht wird ab sofort im Hub for Sustainable Finance (H4SF). Dort soll vor allem der Dialog zwischen Wirtschaft, Finanzmarkt und gesellschaftlichen Akteuren stattfinden.

Zehn Thesen für eine nachhaltige Finanzwirtschaft hat der Steuerungskreis des H4SF am 27. September in Berlin vorgestellt. Vor allem die Politik sehen die Experten in der Pflicht. Ihr komme eine impulssetzende Rolle als Gestalterin zu, die sie bislang noch nicht ausreichend wahrnehme, heißt es gleich zu Beginn des Thesenpapiers. Der Finanzsektor und die ihm zukommende Verantwortung seien im Rahmen der Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie unterrepräsentiert. Vice versa fehle auf Seiten der Finanzmarktakteure eine branchenspezifische Erörterung ihrer Beiträge, um die Nachhaltigkeitsziele zu erreichen.

Am 23. Oktober diskutierten rund 200 Teilnehmer beim ersten Sustainable Finance Gipfel Deutschland, wie es mit der Nachhaltigkeit und der Finanzwirtschaft weitergehen soll. An Ideen mangelte es nicht: So ließen sich nach französischem Vorbild mit einem Green Supporting Factor mehr Banken dazu gewinnen, in die Energiewende zu investieren, wenn sie dafür weniger Sicherheiten vorhalten müssen - was die Finanzmarktaufsicht akzeptieren müsste. Würden die Bilanzierungsregeln zugunsten langfristiger, nachhaltiger Investments geändert, könnte diese statt kurzfristiger, nicht-nachhaltiger Investments stärker positiv in die Bilanzen eingehen, so ein Vorschlag. Ein anderer plädierte dafür, die Nachhaltigkeits-Qualifikation von Aufsichtsräten wie im anglo-amerikanischen Raum stärker einzufordern und auch kleinen Anteilseignern die Möglichkeit zur Nominierung zu geben. Immer wieder diskutierten die Teilnehmer die Notwendigkeit, Nachhaltigkeits- und Konzernberichterstattung stärker zu integrieren, statt getrennte Berichte zu liefern. So arbeiten bei 80 Prozent der Unternehmen im Finanz- und Rechnungswesen, wo die wichtigen Finanzkennziffern erstellt werden, ein paar dutzend oder gar hundert Personen. Die Nachhaltigkeitsabteilung bestünde dagegen manchmal aus nur einer oder wenigen Personen.

Auch die seit dem Geschäftsjahr geltende CSR-Berichtspflicht stand auf dem Prüfprogramm für mehr Nachhaltigkeit: Sollten die ihr zur Folge ermittelten Kennzahlen für die Beurteilung der Entwicklung der Unternehmen keine Relevanz haben, müsste die Richtlinie überarbeitet werden, forderten mehrere Redner*innen.

Dagegen denkt die Bundesbank darüber nach, Klimarisiken für die Finanzwirtschaft in ihrer Bankaufsicht zu berücksichtigen. Zum einen ließen sich die Risiken von Wetterextremen nicht mehr versichern, zum anderen fallen wegen der Klimaziele die Werte fossiler Rohstoffe, die heute noch in Unternehmensbilanzen stünden.

Weiter wurde gefordert, die Portfoliomanager stärker in die Diskussion um eine nachhaltige Finanzwirtschaft einzubeziehen. Wenn diese mit am Tisch säßen, wenn es um Nachhaltigkeit im Investmentprozess gehe, ließe sich ihre Skepsis besser abbauen, ob nachhaltige Anlagen auch eine ausgiebige Rendite brächten. Das zeigen zwar Studien, "doch Studien helfen nicht, weil die Praxis entscheidet", hieß es.

Der H4SF wertete den großen Zuspruch zur Veranstaltung und die hohe Diskussionsbereitschaft der Teilnehmenden als Bestätigung, die Initiative für eine nachhaltigere Finanzwirtschaft weiter voranzutreiben. Baldmöglichst soll das Anliegen mit der Bundesregierung und dem Parlament erörtert werden. Für 2018 werden nun weitere fachliche Diskussionsveranstaltungen geplant.

Foto: Bankenverband Bundesverband, Deutsche Börse, Jochen Zick/action press, Flickr.com