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< CSR-Sonderpreis für betriebliche Integration von geflüchteten Menschen an sechs Unternehmen
10.02.2017 12:13 Alter: 7 yrs
Kategorie: 1-2017, Soziale Verantwortung

Migranten gründen Unternehmen: Neue Chancen für die Arbeitsmarktintegration von Flüchtlingen?

Die "migrantische Ökonomie" könnte bei der Eingliederung von Flüchtlingen in den deutschen Arbeitsmarkt wertvolle Hilfestellung leisten. Neben den üblichen Integrationswegen über Bildungssystem und Sozialverwaltung eröffnen sich hier privatwirtschaftliche Möglichkeiten - oft gestützt auf regionale Akteursnetzwerke und informelle Hilfestrukturen.


Die sogenannte "Flüchtlingskrise" eröffnet durchaus neue Perspektiven für die Wirtschaft und den deutschen Arbeitsmarkt, stellt eine aktuelle Veröffentlichung des Instituts Arbeit und Technik (IAT) der Westfälischen Hochschule fest. 

Schließlich ist heute bereits jeder fünfte Unternehmer in Deutschland Einwanderer - also ohne deutsche Staatsbürgerschaft oder nicht in Deutschland geboren. Das zeigen einschlägige Studien und Publikationen. Seit Jahrzehnten bereichern italienische Eiscafés, spanische Restaurants, türkische Dönerbuden, arabische Schneidereien die Straßen Deutschlands. Viele Zuwanderer sind "gründungsfreudiger" und mit einem Durchschnittsalter von 36 Jahren anderthalb Jahre jünger als deutsche Firmengründer. Unter den "Gastarbeitern" wagen türkische Einwanderer in Deutschland öfter (70 Prozent) den Schritt in eine Selbständigkeit als jede andere Migrantengruppe. Gemeinsam mit den "EU-Migranten" erzielen sie aus Selbstständigkeit deutlich höhere Einkommen als die hochqualifizierten "Drittstaaten-Migranten". Während die "Gastarbeiter" und "Spätaussiedler" ihre Unternehmen vorwiegend in traditionellen Sektoren gründen, gehen die "neueren" Zuwanderer - darunter auch Postmigranten, sprich "Gastarbeiterkinder" in der zweiten und dritten Generation - gerne in den Dienstleistungssektor - sie sind Anwälte, Immobilienmakler, Ärzte. Das migrantische Unternehmertum trägt also erheblich zum Strukturwandel der Wirtschaft bei, so Dr. Alexandra David, Forscherin am IAT. 

Häufig gründen Migrantenunternehmer in Gruppen - ein Hinweis auf etablierte Netzwerkaktivitäten: oft geschieht dies in informellen Familienstrukturen oder Herkunftsgemeinschaften. Aus den Erfahrungen der bereits etablierten Migrantengruppen lässt sich lernen. Regionale Akteursnetzwerke können bei der Gründung und Etablierung von Migrantenunternehmen helfen. In der Praxis bedeutet das Kundenkontakte, Hilfestellungen bei Behördengängen, Beschaffung von Gründungskapital etc. Nicht zuletzt können sie am Anfang auch als Arbeitgeber für potentielle Neuankömmlinge agieren, ihnen ihre Kenntnisse des Ankunftslandes und einen Überblick z. B. über die Marktanforderungen, Arbeitsmarktregulierungen, Zugangsbarrieren, Bürokratie und Geschäftsmodelle vermitteln. 

"Hier bieten sich Ansatzpunkte auch für das regionale Zusammenspiel tradierter Akteure der Arbeitsmarktintegration, der Wohlfahrtspflege, migrantischer Unternehmen und informeller Unterstützungsstrukturen, um die Chancen für eine schnellere und nachhaltige Arbeitsmarktintegration von Flüchtlingen zu verbessern", rät Dr. Alexandra David.