future-Standpunkt zum G7-Klimawandel

Dekarbonisierung: Lasst den Worten Taten folgen!

Standpunkt von future-Vorstand Karl-Heinz-Kenkel zum Klimawandel bei G7 und IEA im Juni 2015

Das Signal haben die G7-Staaten richtig gestellt, doch damit der Klimaschutz-Zug tatsächlich schnell genug sein Ziel erreicht, müssen auch die Weichen richtig gestellt werden. Wie nicht unbedingt zu erwarten war, haben sich die Regierungschefinnen und ?chefs der sieben führenden Industrienationen bei ihrem Treffen auf Schloss Elmau zu zwei grundlegenden Aspekte des internationalen Klimaschutzes verständigt: Bis zum Ende des Jahrhunderts soll die Weltwirtschaft ihre Energieversorgung aus Kohle, Öl und Erdgas beenden und die armen Ländern der Welt sollen mit ?Klimaschutzzahlungen? unterstützt werden. Befeuert von der Kommentierung des Verhandlungsergebnisses durch Bundeskanzlerin Angela Merkel macht jetzt das Stichwort von der Dekarbonisierung die Runde. Das klingt gut, ist aber zunächst nur eine Absichtserklärung, wie wir sie in ähnlicher Form schon von ähnlichen Treffen vernommen haben. Wie glaubwürdig sie ist, wird sich noch in diesem Jahr bei der UN-Klimakonferenz in Paris zeigen.

Dort wird sich vor allem erweisen müssen, wie stabil die Einbindung von Kanada in eine internationale Klimaschutzstrategie sein kann, die jetzt erstmal erfolgt ist. Der nördliche Nachbar der USA hat seit einigen Jahren mit der Ausbeutung von Ölsanden begonnen. Die in dieser Form vorhandene Erdölreserve von 175 Milliarden Barrel wäre, wenn sie voll nutzbar ist, der zweitgrößte ?Ölschatz? der Welt, nach dem Saudi-Arabiens. Nach den Erfahrungen, die mit dem Einsatz von Fracking in den USA für die Erschließung von Erdgasquellen gemacht wurden, ist kaum zu erwarten, dass Kanada auf die Ausbeutung dieser Energiereserve verzichten wird. Im Moment ist sie schon ein wichtiger Grund dafür, dass das Land seine mit dem Kyoto-Protokoll eingegangene Verpflichtung, die Kohlendioxidemissionen gegenüber 1990 um sechs Prozent zu senken, nicht einhält. Diese wurden 2009 noch um 27 Prozent gesteigert.

So wenig dieser Blick in die Ferne optimistisch stimmt, so wenig Zuversicht verbreitet auch die aktuelle Debatte um den Beitrag der deutschen Braunkohle zum Klimaschutz. Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel wird aus den Reihen des Koalitionspartners CDU im Schulterschluss mit den Kohlestrom-Konzernen heftig attackiert, weil er an dem Beschluss des Bundeskabinetts, den Ausstoß an CO2 durch den Stromsektor um 22 Millionen Tonnen bis 2020 zu senken festhält und dies durch eine Abgabe der Kohlestromproduzenten erreichen will. Sollte diese Blockade des Klimaschutzbeitrags der Braunkohle erfolgreich sein, wird Deutschland voraussichtlich sein eigenes CO2?Einsparziel 2020 nicht erreichen. Wie dies mit dem Dekarbonisierungsziel des G7-Gipfels vereinbar sein soll, bleibt zudem ein Rätsel.

Mehr Druck, dieses zu realisieren, entsteht durch den an diesem Montag veröffentlichten Weltenergiebericht der Internationalen Energieagentur IEA. Die verstand sich lange als Lobby für die fossilen Energien, ist jetzt aber nun auf dem erneuerbaren Weg und erklärt im aktuellen Bericht, eine ?glaubwürdige Vision der langfristigen Dekarbonisierung des Energiesektors ist verfügbar.? Ihr Fahrplan zum notwendig schnellen und schmerzlosen Umbau der Energiesysteme enthält fünf Sofortmaßnahmen als Brücke zu einer Energieversorgung mit weniger Kohlenstoff: mehr Effizienz, weniger Methanemissionen aus Öl- und Gasquellen, eine Steigerung der Investitionen in Erneuerbare von 270 auf 400 Milliarden US-Dollar bis 2030, die Streichung von Subventionen für Kohle, Gas und Öl ? und dass der ?Gebrauch der am wenigsten effizienten Kohlekraftwerke? schrittweise reduziert und der Neubau verboten wird. Genau das will Gabriel mit der geplanten Abgabe für alte Kohlekraftwerke erreichen.

Zudem waren die sieben führenden Dekarbonisierer nicht so freundlich, genauer zu definieren, was sie unter dem Zauberwort verstehen. Denkbar ist, dass sich hinter der nachhaltig anmutenden Fassade der verstärkte Einsatz von Technologien wie Atomkraft und der Abspaltung und Speicherung von CO2 (CCS) verbirgt. Auch dazu werden wir in Paris den Glaubwürdigkeitstest erleben. Wir hoffen, dass den in Elmau gemachten Willensbekundungen dort nachhaltige Taten folgen werden.

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