future-Standpunkt zur Wärmewende

Mehr Engagement für Effizienz und den Wärmemarkt

Standpunkt von future-Vorstand Winfried Eismann

Auch wenn es viele Verbesserungswünsche und ?möglichkeiten gibt, Deutschland hat mit der Energiewende den grundsätzlich richtigen Weg zu einer zukunftsfähigen Energieversorgung eingeschlagen. Dabei wurde in den letzten Monaten vor allem an den Stellschrauben gedreht, die sich für die Steuerung des Strommarkts nutzen lassen. Die Änderungen am Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) sollen ihren Machern zufolge dazu führen, dass der Strom bezahlbar bleibt. Dem Ausbau der Stromnetze wird ein zentraler Stellenwert beigemessen und wie der Kraftwerkspark zusammengesetzt sein muss, um kostengünstig Elektrizität zu erzeugen, gehört ebenfalls in das Konzept. Grundsätzlichen Regelungsbedarf sehen alle maßgeblich Beteiligten auch in den beiden Bereichen, auf die wir hier die Aufmerksamkeit lenken wollen: die Energieeffizienz und den Wärmemarkt. Ihnen schenken sie jedoch weitaus weniger Beachtung, als nötig ist.

Zu diesem Ergebnis kommt jedenfalls eine ganz aktuelle Studie, die der Bundesverband Erneuerbare Energie (BEE) jetzt präsentiert hat. Danach bliebe die Energiewende auf der Strecke, wenn nicht deutlich stärkere Anreize gesetzt werden für den Einsatz von Bioenergie für die Wärmegewinnung und den Ausbau der kombinierten Strom- und Wärmeerzeugung in Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen. Die von der Großen Koalition in Berlin jetzt vorgenommenen Änderungen am EEG bremse insbesondere die Biomassenutzung für die Wärmeversorgung. Die Fortsetzung dieser Politik würde den Anteil der Erneuerbaren Energien an der gesamten Wärmeversorgung nur von zehn Prozent im Jahr 2013 auf knapp zwölf Prozent 2030 anwachsen lassen. Das ist zu wenig, um das Klimaschutzziel einzuhalten, zu dem sich Deutschland international verpflichtet hat. Bis zum Jahr 2020 sollen danach 20 Prozent an Primärenergie eingespart werden ? erreicht sind bisher gerade 4,3 Prozent.

In Anbetracht der Tatsache, dass gut die Hälfte unseres Energieverbrauchs auf die Erzeugung von Raum- und Prozesswärme entfällt, ist es dringend geboten, hier mehr Engagement zu zeigen. Im privaten Bereich sollten die Groko-Akteure ihre auf der Ziellinie der Koalitionsverhandlungen getroffene Entscheidung, die Mittel für die Gebäudesanierung zu streichen, noch einmal überdenken. Investitionsanreize in die energetische Modernisierung von Gebäuden dienen dem Klimaschutz und schaffen Arbeitsplätze ? in der Größenordnung von 30 000, nach den letzten Berechnungen des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW).

Diese nicht neue Erkenntnis kann offenbar nicht oft genug wiederholt werden. Ihre Umsetzung in praktische Politik ist dringender denn je geboten. Und dies gilt auch für das zweite Standbein der Energiewende: die Energie-Effizienz. Wie in unseren Standpunkten (Zuwenig Energie für Zukunftsenergie, Schneller Atomausstieg eröffnet dem Mittelstand Chancen, Politik für die Erreichung des Zwei-Grad-Ziels vereinbaren) schon erläutert bietet vor allem der Einsatz der Kraft-Wärme-Kopplung einen viel versprechenden Ansatz, um kostengünstig und effizient Strom und Heizenergie zu erzeugen. Allein bei der Prozesswärme schlummert ein Effizienzpotenzial, das im einzelnen Unternehmen 30 Prozent betragen kann, wie beispielsweise die Deutsche Energie-Agentur (dena) vorrechnet. future-Mitgliedsunternehmen haben bereits erfolgreich demonstriert, wie sich diese nutzen lassen. Babynahrungshersteller HIPP beispielsweise gewinnt die Prozesswärme für seine Produktion beispielsweise aus einem Blockheizkraftwerk, das mit Holzschnitzeln aus den Wäldern der Region befeuert wird. CO2-neutrale Produktion ist also keineswegs Utopie, sondern bereits heute machbar ? nachhaltig vorteilhaft für alle Beteiligten.

Mehr Engagement für Energieeffizienz und nachhaltige Wärmeerzeugung ist das Gebot der Stunde, wenn die Energiewende zum Erfolg geführt werden soll. Zudem wird damit auf lange Sicht auch ein Beitrag zur Unabhängigkeit von Importen fossiler Energieträger, wie Erdöl und Gas, geleistet. Ein Aspekt, der in Anbetracht der militärischen Konflikte in Nahost und der Ukraine nicht unerwähnt bleiben soll.

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