future-Standpunkt März 2013

Beyond Petroleum

Standpunkt zum Fracking von Karl-Heinz Kenkel, Vorstand future e.V. - verantwortung unternehmen

Wir leben derzeit noch in Abhängigkeit von fossilen Energieträgern. Die Vorräte sind endlich. Diese Binsenweisheiten führen zu zwei völlig gegensätzlichen Entwicklungen. Die eine geht in Richtung Unabhängigkeit von fossilen Energieträgern, Steigerung der Energieeffizienz und Aufbau nachhaltiger Strukturen für die Energieerzeugung.

Die andere führt dazu, dass man auch die letzten Lagerstätten fossiler Energieträger noch erschließen will, um den Wandel hinauszuzögern. Steigende Energiepreise machen zudem die Ausbeutung von Öl- oder Gasquellen wirtschaftlich, die noch vor Jahren uninteressant waren.

Die Kosten werden steigen

Eines ist aber sicher: Die Umstellung wird zu deutlichen Marktverschiebungen führen und mit steigenden Kosten verbunden sein. Vor diesem Hintergrund erscheint das politische Gezerre von konservativen und progressiven Kräften um den richtigen Weg der Energiewende durchaus nachvollziehbar.

Problematisch wird es, wenn die Förderung von fossilen Energieträgern mit erhöhten Umweltrisiken einhergeht. Die Gewinnung von Erdgas aus ?unkonventionellen Lagerstätten? (Schiefergas und Kohleflözgas) mit Hilfe der Fracking-Methode ist so eine Erschließungsmethode. Dabei wird Wasser mit hohem Druck in tiefe Gesteinsschichten gepresst. Das Gestein erhält dadurch Risse und das enthaltende Erdgas kann gefördert werden.

Die Risiken sind größer

Damit das einige Zeit funktioniert, werden dem Wasser Sand und chemische Mittel zugesetzt, die die entstandenen Risse für Erdgas durchlässig halten. Das Umweltrisiko entsteht dadurch, dass Risse unkontrolliert weiterwachsen können und somit Erdgas und auch das Chemikaliengemisch in höhere Schichten vordringen. Der Film Gasland dokumentiert bereits entstandene Schäden in den USA eindrucksvoll.

Konzerne wie ExxonMobil und BASF sowie Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler sehen trotzdem eine große Chance für die deutsche Wirtschaft, eine billige Energiequelle zu erschließen. Sie schielen auf die niedrigen Erdgaspreise in den USA, die der Fracking-Boom schuf, und versprechen Ähnliches für Deutschland.

Fracking-Gas ist nicht billiger

Dabei ist das Kostenargument für billiges Erdgas eher fadenscheinig. Denn einerseits orientieren sich Energiepreise nicht nur an den tatsächlichen Förderkosten und anderseits gibt es ja noch die Bindung an den Ölpreis. Wer meint, dass es durch Fracking zu Kostensenkungen kommen wird, liegt vermutlich daneben.

Damit es durch das Fracking nicht zu Umweltschäden kommt, verständigten sich jetzt der Bundeswirtschaftsminister und sein Amtskollege vom Umweltressort Peter Altmaier auf einen Gesetzentwurf. Er schließt die Erdgasförderung in Wasserschutzgebieten aus und schreibt eine Umweltverträglichkeitsprüfung vor, wenn die geplante Fördermenge 500000 Kubikmeter Erdgas pro Tag überschreitet. Immerhin etwas, doch zu einem Moratorium, wie es beispielsweise die Niederlande und Großbritannien beschlossen haben, konnte sich die Regierungskoalition nicht entschließen.

Effizienz statt Fracking

Wenn die Bundesregierung Fracking nicht grundsätzlich trotz eines verbleibenden Restrisikos verbieten will, sind doch folgende Punkte wichtig:

Deutschland darf keine Steuermittel in die Erprobung und Entwicklung von Fracking investieren, sondern muss sich voll und ganz auf die Energieeffizienz und Entwicklung erneuerbarer Energien konzentrieren.

Statt jetzt ?alte? Energien und Technologien in die Nachspielzeit zu schicken, sollten sich Politik und Wirtschaft noch stärker auf die Erschließung der Effizienzpotenziale konzentrieren. Insbesondere im Wärmebereich ist der Abschied von Öl und Erdgas allenfalls eingeleitet. Gerade hier liegt jedoch das Marktpotenzial für kleine und mittelständische Unternehmen.

100 Prozent Erneuerbare bis 2050

Schließlich sind im Szenario des Umweltbundesamtes 100 Prozent Stromversorgung aus erneuerbaren Quellen bis 2050 möglich. Vorhandene Gasspeicher spielen dabei zur Sonnen- und Windstromspeicherung durch die Power-to-Gas-Technologie eine große Rolle ? und sind weniger ressourcenintensiv als alle Pläne zu Smart-Grids und Elektromobilität.

Fazit: Die Erkundung und Förderung von ?unkonventionellem Erdgas? sollte ganz ad acta gelegt werden. Die Zukunft liegt ?Beyond Petroleum?.

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