future-Standpunkt Januar 2013

Nachhaltigkeit zur Wahl stellen

Standpunkt von Karl-Heinz Kenkel zum Wahljahr 2013, Vorstand future e.V. - verantwortung unternehmen

Der erste Durchgang im Wahljahr 2013 war spannend und hat ein knappes Ergebnis hervorgebracht. Wie bei der Niedersachsenwahl wird auch bei den weiteren Wahlen in diesem Jahr gefragt sein, welche Wirtschaftskompetenz unsere Politikerinnen und Politiker einbringen. Das, was sie bisher dazu anbieten, ist allerdings nicht auf der Höhe der Zeit ? vorausgesetzt der Weg aus der Finanz- und Wirtschaftskrise soll ein nachhaltiger sein. Wer Nachhaltigkeit und Nachhaltiges Wirtschaften als Lösungsweg ernst nimmt, kann von dem aktuellen Politikangebot nur enttäuscht sein.

Nachhaltigkeit ist wirtschaftlich

Wie schon im Zusammenhang mit der Finanzkrise setzt die große Politik auch im Wahlkampfjahr auf die herkömmlichen Themen und Strategien. Es gilt, nur die üblichen Marktmechanismen zu befeuern und für Wirtschaftswachstum zu sorgen und alles wird gut.

Zur Erinnerung: Der ehemalige Chefvolkswirt der Weltbank Nicholas Stern hat Ende 2006 in seiner weltweit beachteten Untersuchung festgestellt, dass noch rund 14 bis 15 Jahre Zeit blieben, um Strategien und Maßnahmen zu entwickeln und umzusetzen, damit der Energieverbrauch und die verbundenen Emissionen an Treibhausgasen nicht zu Schäden und somit zu Kosten führen, die nicht mehr zu beherrschen sind. Ein Drittel des Zeitraums ist bereits verstrichen, ohne dass Entscheidendes geschehen ist.

Regionalität fordern und fördern

Klimaschutz und Nachhaltiges Wirtschaften sollten demnach ganz oben auf der Wahlkampfagenda stehen. Zwar ist die Energiewende eingeleitet, aber die Fixierung auf den Netzausbau bei gleichzeitiger Vernachlässigung der Themen Energiespeicherung und Dezentralität wird sie nicht so voran bringen, wie es angesichts des genannten Klimaschutzszenarios geboten wäre. Vor allem die Förderung dezentraler Energieerzeugung und ?speicherung in Verbindung mit einer eindeutigen Strategie zur energetischen Gebäudesanierung bietet dem regional wirtschaftenden Mittelstand gute Perspektiven ? und fördert Klimaschutz und nachhaltige Entwicklung durch die Region. Insofern ist dem Nachhaltigkeitsrat der Bundesregierung ausdrücklich zuzustimmen, wenn er fordert, dass ?Energiewende und nachhaltiges Wirtschaften durch eine Innovationsstrategie mit multisektoralem Ansatz zusammen gebracht werden sollten.?

Ressourcenwende einleiten

Noch stärker als durch die Energieeffizienz wird die Zukunft der deutschen Wirtschaft jedoch von der Frage bestimmt sein, wie sorgsam sie mit Rohstoffen umgeht. Neben der Energiewende sehen die Experten bereits deutlich die Ressourcenwende als Herausforderung für Politik und Unternehmen. Nachhaltiges Wirtschaften muss beide Aspekte aufnehmen ? insbesondere in einem Land wie Deutschland, das nur über wenige Rohstoffe selbst verfügt.

Soziale Bedingungen nicht vergessen

Und schließlich ist darauf hinzuweisen, dass Nachhaltigkeit auch Sozialverträglichkeit beinhaltet. Wenn neue umwelt- und klimafreundliche Produkte oder Dienstleistungen entstehen, sollte dies nicht um den Preis von fragwürdigen Arbeitsverhältnissen geschehen, wie es leider in Teilen des Erneuerbare-Energien-Sektors der Fall ist. Alle drei Säulen der Nachhaltigkeit zusammenzubringen, darin besteht die Herausforderung.

Kandidaten zur Nachhaltigkeit

Nachhaltigkeit ist nicht statisch, sondern ein Prozess. Wie die Politik diesen fördern will, dazu sollten die Kandidatinnen und Kandidaten im Wahljahr 2013 Auskunft geben. Und wenn sie es nicht von sich aus tun: Fragen wir sie danach!

 

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