future-Standpunkt

Der Energiewende Struktur geben

Standpunkt von Winfried Eismann, Vorstandsvorsitzender future e.V. - verantwortung unternehmen

 

Die Energiewende ist im vollen Gang. Große und kleine Unternehmen, Kommunen und Bürgergesellschaften treiben den Bau von Windkraftanlagen voran und vielerorts erliegen die Bauern dem Charme der Biogasproduktion. Die Zahl der Solarstromanlagen auf deutschen Dächern hat im letzten Jahr enorm zugenommen. An einem schönen Tag im Juni hat ihre Spitzenleistung bereits die Marge von 20 000 Megawatt überschritten ? was der Leistung von 20 Atomkraftwerken entspricht.

So erfreulich diese Entwicklung ist, sie ist nicht frei von Konflikten und möglichen Fehlentwicklungen. So gibt manche Kommune mittlerweile Gutachten für mögliche Windkraftstandorte in Auftrag, um einem ?Wildwuchs?, verursacht durch private Investoren vorzubeugen. Gegen Windräder oder auch eine Freiflächensolaranlage formiert sich der Widerstand in Bürgerinitiativen. Fotovoltaikanlagen auf Hausdächern rufen hin und wieder Denkmalschützer auf den Plan und Biogasanlagen geraten ins Visier von Naturschützern, weil sie die ?Vermaisung? der Landschaft befürchten.

Vor diesem Hintergrund ist der Ausbau des Stromnetzes ein wichtiger Baustein für das Gelingen der Energiewende- aber eben nur einer. Es bedarf der Steuerung aller Einzelbausteine, ihrer Zusammenführung in einem Gesamtkonzept. Der an dieser Stelle bereits geforderte Masterplan muss neben den Maßnahmen zum Netzausbau auch alle Aspekte der Nutzung Erneuerbarer Energien, die Speichertechnik und ein Konzept zur Verbesserung von Energieeffizienz und ?einsparung enthalten. Er muss umgehend auf den Weg gebracht werden, damit die nötige Investitionssicherheit gegeben ist ? für den Häuslebauer wie für die Industrie.

Damit das Konzept für den Umbau der Energiewirtschaft auch die Bürgerinnen und Bürger mitnimmt, muss es in einem geordneten demokratischen Prozess vorangetrieben werden, der Spielraum für Lösungen lässt, die mögliche Konflikte einbezieht und austrägt, um die bestmögliche Variante zu verwirklichen. Die dazu bereits vorgeschlagenen Maßnahmen sind von der schwarz-gelben Koalition bisher nicht umgesetzt worden: ein vom Bundestag zu wählender ?Parlamentarischer Beauftragter für die Energiewende" sowie die Schaffung eines "Nationalen Forums Energiewende". Beide Institutionen sind im Abschlussbericht der vom ehemaligen Chef des UN-Umweltprogramms Professor Klaus Töpfer geleiteten "Ethikkommission für eine sichere Energieversorgung" vorgeschlagen worden. Diese war seinerzeit von Bundeskanzlerin Angela Merkel geschaffen worden. Jetzt ist es höchste Zeit, ihren Ratschlägen zu folgen.

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