future-Standpunkt

Frauenquote: Jetzt macht's endlich!

von Sabine Braun, future e.V.-Vorstand und Geschäftsführerin akzente.

 

Kaum ein Thema wird heftiger diskutiert als die Frauenquote. In den Verlautbarungen von Unternehmen liest sich das alles zwar sehr moderat. Aber innen drin brodelt es gewaltig, wenn man darüber spricht. Zu wenig Frauen gebe es, die Karriere machen wollten, zu wenige mit naturwissenschaftlicher Ausbildung und zu wenige, die sich durchsetzen würden.

 

In deutschen Unternehmen sind nur 3,7 Prozent der Vorstandsmitglieder weiblich. Bislang hat sich einzig die Deutsche Telekom ernsthaft verpflichtet, dies zu ändern. Bis 2015 soll dort die Zahl der Frauen in mittleren und oberen Führungspositionen auf 30 Prozent steigen. Doch: Lippenbekenntnisse von Unternehmen zum Thema Frauen gibt es derzeit viele. Bei genauer Betrachtung hängen die Ziele aber niedrig und selbst diese scheitern oft an der Realität.

 

Die meisten Unternehmen hoffen immer noch, dass sich eine gesetzliche Quote verhindern lässt. Sie knüpfen ihre Hoffnung an Bundesfamilienministerin Kristina Schröder, die sich gegen eine verpflichtende Quote vehement wehrt. Den Unternehmen erweist Schröder einen Bärendienst, wenn sie den notwendigen gesellschaftlichen Wandel in Deutschland bremst. Von der EU-Kommissarin Viviane Reding wurde sie dafür zurecht scharf gerügt.

 

Obwohl konservativer Herkunft droht Reding inzwischen mit der EU-weiten Frauenquote für Aufsichtsräte. Sie hatte als Selbstverpflichtung für Unternehmen eine Frauenquote von 30 Prozent bis 2015 und 40 Prozent bis 2020 vorgeschlagen und musste feststellen, dass dies kaum etwas brachte: "Nur 24 Unternehmen haben unterzeichnet, darunter kein einziges deutsches." Würde sich das bis zum Sommer nicht bessern, sei sie zu einer verpflichtenden Quote bereit, so Reding.  

 

Inzwischen sehen viele ein, das eine verpflichtende Quote nötig ist, um das nun seit über zehn Jahren andauernde unwürdige Pingpong von Drohungen und unverbindlichen Versprechen zu beenden. Politik sollte dort machtvoll gestalten, wo es anders anscheinend nicht geht. Dass Deutschland in Sachen Gleichberechtigung international weit hinterherhinkt, ist unserer nicht würdig und auch wirtschaftlich schädlich.

 

Zum "Equal Pay Day" am 23. März, dem internationalen Aktionstag für Entgeltgleichheit zwischen Männern und Frauen, waren die Zeitungen voll von Berichten zu den Themen Chancengleichheit und Frauenförderung. Bei den großen Unternehmen sind Diversity-Kampagnen inzwischen an der Tagesordnung und auch im Mittelstand ist das Thema auf der Agenda.

 

Die Lücke bei der Bezahlung wird sich trotzdem nicht schließen: Laut Statistischem Bundesamt verdienen Frauen in Deutschland im Schnitt 23 Prozent weniger als Männer. Männliches Verhandlungsgeschick ist dafür nicht der zentrale Grund. Jörg Schmidt, Referent für Arbeitsmarktökonomik beim Institut der Deutschen Wirtschaft Köln, hat die Ursachen analysiert:

 

Zu Beginn des Erwerbslebens bestünden kaum Unterschiede, da jüngere Frauen die Schulen und Hochschulen meist besser ausgebildet verlassen als Männer. Weil Frauen aber seltener technische Berufe auswählen und häufiger im Dienstleistungssektor vertreten seien, tue sich dann bald eine Lücke auf. Diese setze sich dadurch weiter fort, dass Frauen ihre Erwerbsfähigkeit aus familiären Gründen häufiger und länger unterbrechen als Männer und dies meist in einem Alter, in dem die ersten und womöglich wichtigsten Karriereschritte stattfinden.

 

Das ist doch mal ein klares Plädoyer für mehr Kindertagesstätten! Und was machen wir? Wir führen ein Betreuungsgeld ein, damit Frauen zu Hause bleiben.

 

Führt man sich all das vor Augen, sind letztlich zwei Dinge erschreckend: Unsere Gesellschaft lebt bis heute damit, dass Frauen als wichtiges kreatives Potenzial nicht besser "genutzt" werden und dass sie im Alter eher arm als wohlhabend sind. Und darüber kann auch unsere Kanzlerin nicht hinwegtäuschen.

 

Was sie erreicht hat, wäre künftig vielen Frauen zu wünschen und es wären dazu bestimmt auch manche in der Lage. Die bösen Zungen, die jetzt reflexhaft meinen, sie hätte das doch nur als "Kohls Mädchen" geschafft, sollten sich hüten. Denn nach ganz oben hat es bis jetzt auch jeder Mann nur mit Hilfe seiner Vorgesetzten geschafft.