future-Standpunkt

Schneller Atomausstieg eröffnet dem Mittelstand Chancen

Die Bundesregierung bekennt sich zu einem beschleunigten Ausstieg aus der Atomenergie und zum Umbau unseres Energiesystems hin zu den erneuerbaren Energien. Das ist gut so. Und es ist auch gut, dass der Sicherheitsaspekt dabei größtmögliche Bedeutung haben soll, wie Bundeskanzlerin Angela Merkel betont hat. Dabei bezieht sich "Sicherheit" nicht nur auf die alte, sondern auch auf die neue Energiebasis. Sie muss die nötige Versorgungssicherheit für Wirtschaft und Bevölkerung bieten. Dazu ist neben dem Aufbau neuer Energieerzeugungsanlagen für die Nutzung von Wind, Wasser, Sonne und Biomasse auch der Ausbau des Stromnetzes erforderlich. Doch geht es dabei wirklich, wie uns manche Bedenkenträger glauben machen wollen, um einen Netzausbau mit dreistelligen Milliardenbeträgen und drohen problematische Strompreiserhöhungen? Als größter Kostenfaktor schlägt vor allem der Netzausbau zu Buche. Dieser wird aber nur dann so aufwändig und teuer, wenn man besonders auf Großprojekte wie Offshore-Windparks setzt, wie dies der Sechs-Punkte-Plan vorsieht, den Bundesumweltminister Norbert Röttgen bereits entworfen hat. Wird die neue Energiewirtschaftsstruktur jedoch deutlich dezentraler angelegt, wie dies beispielsweise Vordenker der Energiewende wie Hermann Scheer vorgeschlagen haben, so ist mit weniger Aufwand für den Netzausbau zu rechnen. Dezentrale Strukturen und mehr kleine und mittlere Energieunternehmen bedeuten auch mehr Wettbewerb und dieser sollte sich nach der üblichen ökonomischen Grundauffassung als Kosten dämpfend auswirken.

Bei all den Befürchtungen um hohe Kosten werden bisher die Vorteile eines frühen Einstiegs in eine auf erneuerbaren Energien basierende Energieversorgung zu gering geschätzt. Deutschen Unternehmen, die in einigen Bereichen bereits beste Ausgangspositionen haben, bieten sich durch den Einsatz effizienter Energietechniken im Inland auch hervorragende Chancen auf internationalen Märkten. Dies gilt insbesondere für die Effizienztechnologie "Kraft-Wärme-Kopplung", die für den Einsatz von Erdgas grundsätzlich vorgeschrieben werden sollte. Dies könnte Teil eines Effizienzgesetzes sein, das alle nötigen Regelungen zur Steigerung der Energieeffizienz in Unternehmen und bei Produkten und vor allem das in Japan bereits sehr erfolgreich angewandte Konzept des "Top Runner" verbindlich zusammenfasst. Danach müssen sich alle Produkte am effizientesten auf dem Markt ausrichten.

Fasst man die möglichen Verbesserungen der Energieeffizienz zusammen, so ergeben sich Einsparpotenziale von 30 bis 50 Prozent, wie ein aktuelles Positionspapier des Unternehmensverbands BAUM feststellt. Darin werden die wichtigsten Argumente zur Energieeffizienz und zur Finanzierung des Energiewandels zusammengefasst. Der Vorstand von future unterstützt ausdrücklich dieses Positionspapier und ruft zur breiten Diskussion über deren Inhalte auf ( www.facebook.com/pages/Atomausstieg-so-gEEEts/201457923208781 ).

Unternehmen, die bereits ein systematisches Energiemanagement zur Steigerung der Energieeffizienz betreiben, haben beste Erfahrungen damit gemacht und in vorbildlicher Weise Kostenbewusstsein mit Klimaschutz verbunden. Werden Bereiche wie die angesprochene Förderung der Kraft-Wärme-Kopplung oder auch die energetische Gebäudesanierung, die bisher viel zu langsam vorankommt, deutlich stärker gefördert, ergibt sich wahrscheinlich eine völlig neue Bewertung von Netzausbau und Zeithorizonten für den Atomausstieg. Zudem eröffnen die genannten Bereiche gerade den mittelständischen Unternehmen, die ja den Kern der deutschen Wirtschaft ausmachen, hervorragende Chancen. Es ist Zeit, diese gezielt zu nutzen und die politische Unterstützung dafür einzufordern.

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