future-Standpunkt

Super E10 und die Nachhaltigkeit

Sie ist hoffentlich nicht nachhaltig, die Verunsicherung, die derzeit durch die Einführung des neuen Superbenzins E 10 die ganze Republik erfasst. Die Menschen sorgen sich um die Haltbarkeit ihrer Fahrzeuge und können zurecht erwarten, dass ihnen ein Kraftstoff angeboten wird, der diesen Sorgen jede Grundlage entzieht. Offensichtlich ist den Mineralölkonzernen nicht daran gelegen, ein überzeugendes Produkt anzubieten, sonst hätten sie eine andere Begleitmusik zur ersten Bereitstellung von ?E 10? an den Zapfsäulen angestimmt. Dies durch ein Weiterreichen des schwarzen Peters an die Politik zu überspielen, ist ebenso wenig überzeugend wie redlich. Dennoch sind auch hier die Versäumnisse nicht zu übersehen. Es reicht nicht aus, auf die Notwendigkeit hinzuweisen, dass die Abhängigkeit vom Öl verringert werden muss. Wer wollte dem widersprechen. Doch wie steht es um die sich bereits deutlich abzeichnende Flächenkonkurrenz zwischen dem Energiepflanzenanbau und Ackerflächen für die Lebensmittelproduktion ? bei einer wachsenden Weltbevölkerung? Die Alternative zum ÖL muss die Menschen auch überzeugen und sie mitnehmen auf den Weg in die Zukunft, den wir uns als nachhaltige Entwicklung vorstellen.

Und diese wird weniger mit der Frage zu tun haben, welchen Beimischungsgrad von pflanzlichen Ölen der minerlaölbasierte Kraftstoff haben darf und soll, als mit der Grundsatzfrage, welche Mobilitätskonzepte dauerhaft umwelt- und sozialverträglich vertretbar sind. Und welchen Stellenwert auch immer das Auto mit Verbrennungsmotor dabei haben wird, es ist bereits als ?Übergangstechnologie? anzusehen. Um die nötige Zeit zu gewinnen, die alternativen Antreibe zur Marktreife zu entwickeln (Brennstoffzellen, Elektromotoren) ist angesichts der insgesamt knapper werdenden Rohstoffe vor allem eins geboten: der effiziente Umgang mit den vorhandenen. Das bedeutet Verkehrskonzepte, die Verkehr vermeiden und die Umlenkung ressourcenhungriger Verkehrssysteme auf effiziente, umweltverträglichere. Für das Auto bedeutet dies strengere Abgasnormen und eine Ausweitung des Effizienzgedankens von den Kraftstoffen auf den gesamten Materialeinsatz. Als wirkungsvoller erster Schritt wäre zudem die bestehende Regelung zur steuerlichen Privilegierung von Dienstwagen zu überdenken, welche in der momentanen Fassung die Benutzung großer und schwerer Limousinen und Geländewagen fördert. Besser wäre es die steuerlichen Vorteile an die Ressourceneffizienz und Umweltverträglichkeit der Fahrzeuge zu binden ? mit einer klaren Staffelung der Steuersätze. Das sorgt für Planungssicherheit ? im Sinne nachhaltiger Entwicklung.

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