future-Standpunkt "Deutscher Nachhaltigkeitskodex"

Jetzt liegt er vor, der Entwurf für den Deutschen Nachhaltigkeitskodex vom Rat für Nachhaltige Entwicklung. Unternehmen, die nachhaltig wirtschaften wollen, erhalten hier ein Leitbild gerechten Wirtschaftens. Über den Entwurf ist ein Dialogprozess gestartet. Im Standpunkt beteiligt sich future-Vorstand Sabine Braun daran.

 

Der Ende November vom Rat für Nachhaltige Entwicklung veröffentlichte Entwurf für einen Deutschen Nachhaltigkeitskodex ist grundsätzlich zu begrüßen als verbindliches Regelwerk für die deutsche Wirtschaft. Angesichts immer neuer Leitbilder und Commitments wäre ein nationaler, ja vielleicht irgendwann europäischer Standard eine willkommene "Flurbereinigungsmaßnahme". Dass der nun vorliegende Entwurf des Deutsche Nachhaltigkeitskodex sich aber explizit an den Kapitalmarkt richtet und deshalb vorwiegend von börsennotierten Unternehmen anzuwenden sein soll, stellt diese mögliche bzw. anzustrebende Wirkung unseres Erachtens in Frage. Gerade die deutsche Wirtschaft ist vorwiegend mittelständisch geprägt, so dass eine Fokussierung auf die Anforderungen des Kapitalmarkts am Gros der Unternehmen vorbeigeht. Bedenklich stimmt auch die damit verbundene "Ökonomisierung" der Nachhaltigkeit. Wir konnten Ende der 1990er Jahre erleben, wie Umweltschutz durch die Fokussierung auf den Aspekt der Kostensenkung an Innovations- und Motivationspotenzial verlor. Dies sollte mit dem Leitbild Nachhaltigkeit nicht geschehen.

Bei mittelständischen Unternehmen stehen aufgrund anderer zentraler Stakeholder wie Mitarbeiter, Kunden und die Menschen in der Region bei der Einführung eines Nachhaltigkeitsmanagements bis heute Nutzen wie Identifikation, Vertrauen, Langfristigkeit und Innovationsfähigkeit im Mittelpunkt. Und das führt immer wieder zu Nachhaltigkeitsstrategien, die auch für große börsennotierte Unternehmen Vorbilder abgeben. Für einen Deutschen Nachhaltigkeitskodex hätten wir uns daher mehr Kompatibilität mit der mittelständischen Struktur der deutschen Wirtschaft gewünscht als nur eine Öffnungsklausel, die besagt, dass "seine Berücksichtigung grundsätzlich allen Unternehmen offen" steht. So wäre die Einbeziehung von mittelständischen Nachhaltigkeitsvorreitern in die Erarbeitung des Kodex zum einen sicher von Nutzen gewesen, zum zweiten hätte dies das Signal verstärkt, dass auch nicht börsennotierte Unternehmen sich dem Kodex anschließen können bzw. sollen.

Wir halten einen Deutschen Nachhaltigkeitskodex grundsätzlich für sinnvoll, allerdings nur dann, wenn er auf die Breite der deutschen Wirtschaft und die Vielfalt der Stakeholderinteressen abzielt. So steht auch in der Vorbemerkung zum Kodex "In der gesamten Breite der Wirtschaft wird der Unternehmenserfolg immer stärker von den Herausforderungen und den Chancen der Nachhaltigkeit beeinflusst. 'Nachhaltiges Wirtschaften' ist nicht auf einzelne Sektoren oder Unternehmensbereiche begrenzt, sondern ist eine Herausforderung, der sich die gesamte Wirtschaft stellen muss." Dass die Interessen des Finanzmarkts nicht der alleinige Maßstab für Nachhaltigkeit sein können, ist nach den vergangenen zwei Jahren sicher allen bewusst. Und deshalb bietet der Verweis auf diese unseres Erachtens keine hinreichende Begründung für ein so zentrales Regelwerk.

 

Bis zum 14. Februar dauert nun die Dialogphase, in der alle Bürger, Unternehmen und Organisationen eingeladen sind, sich unter dialog-dnk(at)nachhaltigkeitsrat.de zum Entwurf des Deutschen Nachhaltigkeitskodex zu äußern. Ziel des Rats ist, eine möglichst breite Zustimmung zum Kodex zu erlangen. future wird über diesen Standpunkt hinaus einen Kommentar abgeben. Deshalb bitten wir alle Leserinnen und Leser sowie unsere Mitglieder herzlich, uns Feedback zu diesem Standpunkt zu geben, damit wir dies in unserem Kommentar berücksichtigen können.