Zuwenig Energie für Zukunftsenergie

Im Kommentar zum Energiekonzept der Bundesregierung geht der future Vorstand Winfried Eismann auf die aus Sicht kleiner und mittelständischer Unternehmen wichtigen Ziele ein.

 

Auch wenn die Revolution, die Bundeskanzlerin Angela Merkel damit verbindet, ausgeblieben ist, bietet das jetzt verabschiedete Energiekonzept der Bundesregierung einen wichtigen Fortschritt: Es benennt Ziele (Umstellung der Stromversorgung zu 80 Prozent und der gesamten Energieversorgung zu 50 Prozent auf erneuerbare Energien bis 2050) und es formuliert erstmals Leitlinien zur Schaffung einer nachhaltigen Energiewirtschaft in Deutschland. Ob diese in der gegebenen Zeit auch tatsächlich umgesetzt werden können, muss jedoch bezweifelt werden. Es steht zu befürchten, dass den richtigen und aus Sicht mittelständischer Unternehmen wichtigen Zielen, wie der Förderung energetischer Gebäudesanierung, der Einrichtung eines Energieeffizienzfonds und dem Ausbau Erneuerbarer Energien andere Positionen des Konzepts im Wege stehen werden.

Kritisch ist vor allem der Schwenk zur Verlängerung der Laufzeiten der deutschen Atomkraftwerke zu sehen. Ihre Umsetzung ist höchst unsicher, da die Koalition im Bundesrat über keine Mehrheit verfügt, und mit erheblichem Widerstand der Bevölkerung zu rechnen ist. Es droht also eine weitere Hängepartie mit unsicherem Ausgang. Das bedeutet immer Stillstand, also Rückschritt. Wie auch immer diese Diskussionen enden werden, der Einstieg in eine zukunftsfähige Energieversorgung, die auf erneuerbaren Quellen beruht, muss massiv vorangetrieben werden. Dazu gehört nach meiner Ansicht:

  • Zusätzliche Mittel werden zweckgebunden in den Ausbau des Stromnetzes investiert, vor allem in Gleichstromnetze und Elektrizitätsspeicher.
  • Dieser Ausbau der Infrastruktur ist die Grundvoraussetzung für die angestrebte Erhöhung des Anteils erneuerbarer Energien.
  • Für alle Investitionen in konventionelle Kraftwerke mit kurzen Anlauf- und Abschaltzeiten wird Kraftwärmekopplung zwingend vorgeschrieben.
  • Die Überförderung für erneuerbare Energien, allen voran für Solarstrom wird zurückgefahren und an den technisch wirtschaftlichen Fortschritt dieser Systeme gekoppelt, damit nicht jedes Jahr neu und zu spät verhandelt werden muss.

Weg von Absichtserklärungen und hin zu konkreten Massnahmen und Programmen, das ist das geforderte Handlungsprinzip auch für alle Bereiche zur Erhöhung der Energieeffizienz. Dies gilt auch für die Ausgestaltung der Förderung energetischer Gebäudesanierung oder den einzurichtenden ?Energieeffizienz-Fonds?. So soll dieser sowohl Verbraucher unterstützen, die ihr Haus besser dämmen oder die Heizanlage erneuern wollen, als auch Unternehmen, wenn sie in hocheffiziente Technologien investieren oder energieintensive Prozesse optimieren wollen. In welchem Umfang dafür Mittel bereitgestellt werden ist ebenso unklar, wie die Ausstattung des Fonds. Politische Praxis ist derzeit die Kürzung der Mittel für das C02-Gebäudesanierungsprogramm.

Die Zweifel an einer engagierten Förderung der Energieeffizienz, die neben dem Ausbau der erneuerbaren Energien die zweite Säule für den avisierten Umbau der Energieversorgung ist, werden auch gespeist aus dem Umgang mit dem Thema Kraft-Wärme-Kopplung. Diese gilt als die effizienteste Nutzung des eingesetzten Energieträgers. Im Unterschied zu einem Atomkraftwerk, das nur Strom produziert und somit den Brennstoff nur zu rund 35 Prozent ausnutzt, kommen Block-Heiz-Kraftwerke (BHKW), die sowohl Strom als auch Wärme erzeugen, auf einen Wirkungsgrad von über 90 Prozent. Jede ernsthafte Effizienzstrategie muss diese Technik deshalb massiv fördern. Im Energiekonzept der Bundesregierung findet sie nur in einem Nebensatz statt. Kraft-Wärmekopplung im regionalen oder häuslichen Umfeld ist auch die Voraussetzung für eine schnellere Verbreitung von Elektroautos. Diese werden dann mit Energie aus Mini-BHKW gespeist. Gleichzeitig können die Batterien der Autos als Pufferspeicher für erneuerbare Energien dienen.

Nur ganzheitliche Programme für die energetische Infrastruktur des Landes sowie die Verbesserung der Energieeffizienz im wirtschaftlichen und privaten Bereich bringen uns schnell genug voran und dienen gleichzeitig als Konjunkturprogramm für innovative mittelständische und Handwerksunternehmen.

 

Winfried Eismann, Vorstandsvorsitzender future e.V. ? verantwortung unternehmen

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